laut.de-Kritik

Ein Meisterwerk, das nicht wert ist, gehört zu werden.

Review von

Wie erklärt man einen Witz, ohne die Pointe vorwegzunehmen? Knifflige Frage. Noch schwieriger: Wie erklärt man einen Witz, ohne die Pointe vorwegzunehmen, wenn die Pointe ist, dass es keine gibt? Ups. Kaputtgemacht. Nicht, dass der Witz von GFOTYs fünftem Irgendwie-Werk "GFOTV" noch kaputter geht. Die zehn Tracks - das Album dauert elf Minuten - das die enigmatische Antimusikerin unter Antimusikern als Debütalbum verkauft, ist einer der grenzdebilsten Antiwitze der Musikgeschichte.

Was passiert, ist schnell erzählt. Auf hässlichen und lieblosen MIDI-Loops erzählt Protagonistin GFOTY - ihres Zeichen ehemaliges Musikprojekt unter dem Electro-Pop-Schirm des PC Music Labels, inzwischen solo unterwegs und noch noch schräger - von Fernsehserien, die sie mal gesehen hat. Mit dem Esprit eines halbgaren Smalltalks setzt sie schemenhafte Details aus "Simsalabim Sabrina", "Spongebob Schwammkopf" oder "The O.C." noch einmal zusammen. Die meisten Songs spielen sich auf den selben Instrumentals ab.

Ergo: Das ist schlechte Musik, die nicht mal versucht, annähernd hörbar zu sein. Nervig, schal, dämlich und so kulturell wertlos, dass man wirklich ein prätentiöser Trottel sein müsste, um dieses Machwerk auch nur ein bisschen verteidigen zu wollen.

Aber als eingeschworener Fan ihrer, früher im Jahr erschienenen "If You Think I'm A Bitch You Should Meet GFOTY"-EP liebe ich natürlich auch "GFOTV" - ein Shitpost von einem Album. Der kopflose Themenwechsel auf "Schoolfriend Drama", die wahllosen Momente, in denen die Beats abgewürgt werden, die schrägen Sound-Entscheidungen, die ein bisschen nach Baby's erstem Beat klingen. Im Grunde ist diese Form von MIDI-Irrsin genau das, was Fans von GFOTY seit "GFOTYBucks" von ihr erwaten und auch anderen Musikern im Post-PC-Umfeld abfeiern. In dieser Hinsicht ist "GFOTV" nicht weit weg von "1000 Gecs" oder "Hey QT".

Ein atmosphärisches Highlight bleibt natürlich der 50-sekündige Spongebob-Song "Under The Sea", der legitim schönes Sounddesign aufweisen würde, wenn GFOTYs unerträgliches Autotune-Gequake nicht dazwischenfunken würde, um den Plot von Spongebob schlecht zu erklären. Sogar bei der Beinzahl von Thaddäus verzählt sie sich. Genial. Noch besser wird es nur, wenn "Youthful And Rich" in einem Akt der unbeugsamen Wahllosigkeit Phantom Planets-Klischee-Banger "California" samplet. Der textliche Einstieg: "Naee, lalala, this is a very good show". Atemberaubend.

So ist das eben mit der Ironie. "GFOTV" von GFOTY ist ein riesiger Witz auf eure Kosten. Genau. Eure. Es ist ein Meisterwerk, das es nicht wert ist, gehört zu werden, ein Witz, dessen Pointe schon vor der ersten Silbe gestorben ist und ein Musikstil, der in einer fairen Welt die wahre Jugendbewegung unserer Zeit wäre. Man sollte sich am besten keine weiteren Gedanken darüber machen. Jede Hirnzelle, die an dieses Album verschwendet wird, verdrängt eine schöne Kindheitserinnerung. Es ist das Album des Jahres. Aber leider wirklich schlecht. Am besten gar nicht erst anhören.

Trackliste

  1. 1. American Family
  2. 2. Is A Teenage Witch
  3. 3. Schoolfriend Drama
  4. 4. Funnyguys
  5. 5. Private Time
  6. 6. Under The Sea
  7. 7. Youthful And Rich
  8. 8. Arthur
  9. 9. Go Home Roger
  10. 10. Edible Brothers
  11. 11. Goodnite

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT GFOTY

"Wenn man sich den GFOTY-Status einmal erarbeitet hat, dann kommt der Look von selbst", äußert die in London geborene Dame in einem Interview, in dem …

2 Kommentare