laut.de-Kritik

Minimalistisch-dunkle Sounds für Techno-Nerds.

Review von

Mit Jon Gaiser erfährt ein weiterer von Richie Hawtins Schützlingen nunmehr den Ritterschlag zum anerkannten Produzenten. Bislang mit Stücken wie "And Answer" und "Neural Block" schon eine Nummer, zeigt der Neuling nun mit seinem ersten Album "Blank Fade", dass mehr in ihm steckt.

Die zwölf Tracks des Album sondieren vorsichtig das weite Terrain, das abseits der Clubkonventionen liegt und von Technoproduzenten oftmals gar nicht so recht wahrgenommen wird. Trotzdem bleiben die Stücke bei Gaisers auf "Blank Fade" meist mit einer feinen Brise Funk gewürzt.

Zumindest DJs, die ihre Sets gerne mit Minimal-Stücken anreichern, werden deshalb auf Gaisers Debüt reichlich Material für ihre Aktivitäten an den Plattenspielern vorfinden. Der Club ist aber nicht er vorrangige Bezugspunkt bei Gaiser. Dafür sind die Tracks insgesamt zu scheu, ziehen sich zu arg in sich zurück.

Da spiegelt mit Sicherheit auch einiges von Gaisers Persönlichkeit wider. Der Amerikaner vertieft sich gerne in seine Geräte und bastelt an Sounds. Das Licht der Öffentlichkeit ist eine zwar geduldete, aber nicht unbedingt willkommene Nebenerscheinung seiner Musikerkarriere.

"Mein Schlafzimmer ist der Ort, an dem sich eine Unmenge von technischen Geräten ansammelt und in dem zufällig in einem Eck auch ein Bett steht", hat Gaiser einmal in einem Interview gesagt. Und es zeigt doch ganz deutlich, wie die Präferenzen im Leben des Amerikaners sind. Der Mann ist ein Musik-Nerd allererster Güte. Dennoch sind seine Tracks vergleichsweise zugänglich, vorausgesetzt, man weiß die ihnen eigene dunkle Note zu schätzen und kann sich noch immer für minimalistische Soundspielereien begeistern.

Hier kommt die Handschrift von Label-Head Richie Hawtin einmal mehr deutlich zum Tragen. Seit Jahren bietet er lediglich ausgesprochenen Hawtin-Fans eine Plattform auf Minus und pflegt eine höchst exklusive Labelpolitik. Damit hat Minus in der Vergangenheit der Entwicklung von Techno wichtige Impulse geben können. Genau in dieser restriktiven Auswahl der Produzenten und der zum Glaubensbekenntnis erhobenen Labelphilosophie, liegt aber auch die größte Schwäche des Labels. Das bekommt man auf "Blank Fade" einmal mehr plastisch vor Augen geführt.

Gaisers Album beackert genau dasselbe Terrain, auf dem sich vor ihm bereits andere Minus-Produzenten wie Troy Pierce und Heartthrob getummelt haben. Zum zehnjährigen Geburtstag des Labels offenbart sich immer mehr, dass sich der Minus-Sound in einer Sackgasse befindet.

Minimal ist ausgereizt und für andere Entwicklungen in der elektronischen Musik sind weder der Label-Chef noch die von ihm gesignten Produzenten offen. Und so dreht sich das Minus-Karussell munter weiter. Allein Neues bekommt man dabei nicht mehr zu hören.

Trackliste

  1. 1. Volve
  2. 2. Face Down
  3. 3. Ground
  4. 4. Ciliate With
  5. 5. Whether Or Not
  6. 6. Substance B
  7. 7. Comma, Fade
  8. 8. Leave It
  9. 9. Trunkated
  10. 10. Descending Order
  11. 11. One After
  12. 12. Outline

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2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Zitat (« Der Amerikaner vertieft sich gerne in seine Geräte und an Sounds bastelt. »):

    Da hat sich ein Fehler in der Review eingeschlichen. Ansonsten fand ich vor allem das letzte Stück sehr treffend.

  • Vor 15 Jahren

    Nicht das Außergewöhnlichste was ich je gehört habe, aber wirklich nicht schlecht. Besonders der Track "Trunkated" gefällt mir gut. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie erinnert der mich ein bischen an Matthias Tanzmann.