laut.de-Kritik

Immerhin: Dieter Bohlen kann das noch schlechter.

Review von

Da sitzt er, der neueste Jüngling des Popbusiness. In einem Wagen mit rotem Leder völlig ohne Kindersitz. Dahinter: Lichter der Großstadt. Obwohl gerade erst die pubertären Pickel verschwunden sind, ist er auf markant getrimmt, das hab ich gern. Aber ich wollte ja unvoreingenommen sein gegenüber dem Zweitplatzierten der britischen DSDS-Aktion. Also gut, wenn's denn sein muss - rein mit der Scheibe.

Ein Synthiewimmern und eine jugendliche Knabenstimme. Zunächst gar nicht so schlimm, obwohl ... sie lispelt, die Knabenstimme. "Lonely riverth flow to the thee... to the thee ...". Aha, Intro beendet, kein gerade prägender erster Eindruck.

Was danach auf einen zu kommt, ist der billigste Keyboard-Klavierimitationsversuchs-Sound, den die Welt je gehört hat, bevor er von einer Welle aus bombastischem Schmalz zugeschleimt wird. Und nun erkennt man auch den Song - man hätte sich von der Trackliste vorwarnen lassen und ihn überspringen können - "Unchained Melody" - alter Klassiker. Den hat doch Daniel Küblböck grad erst in Grund und Boden gerichtet, muss denn ein Album eines 'Superstars' ausgerechnet mit einer verschandelten Coverversion anfangen? Das Lied ist überladen, lieblos abgemischt, der Gesang ist nicht gerade der Brüller.

Das auch nur halbwegs zu verzeihen, dauert bis zum dritten Track, denn "Anyone Of Us (Stupid Mistake)" ist zwar kein Cover, aber deswegen auch umso schlechter. Komisch, in England soll das ein Hit sein. "Sentimental" folgt, das erste Tanznümmerchen, und irgendwie kann man nicht umhin, nach so viel voraus gegangenem Gram mit dem Kopf zu wippen und anzufangen, "Umba day o umba day o mambu ji ay o - don't look any further" zu singen. Das passt da nämlich perfekt drüber. Also "Sentimental" ist somit nicht wirklich untauglich: Discobeat, eingängige Harmonik, schnell mitzusingen. Wäre es in Deutschland populär und spielte man es in einem üblen Charts-Discoschuppen, würde nach meinen Vorhersehungen sogar weniger als Hälfte von der Tanzfläche flüchten.

Als nächstes schon wieder eine Coverversion. Dem fällt auch nix mehr ein. Ein Cover eines der grandiosesten Elvis-Songs aller Zeiten. Ich bemerke, wie meine Finger unkontrolliert vom Körper die Skip-Taste ansteuern.

Dem Label ist zu sagen, dass sie den Tanznümmerchen-Schreiber ruhig behalten können, denn auch "Good Thing" zum Beispiel ist gar nicht soooooo schlecht, oder sagen wir mittelmäßig. Scheint sogar leichte Inspirationen aus den 70ern mit sich rumzutragen, der Typ. Überhaupt passen die schnelleren Songs gut ins aktuelle Trullalla-Geschehen, man hört ein bisschen Dante Thomas, aber der jodelt meiner Meinung nach schöner als Gareth.

Den Schnulzenverantwortlichen dagegen sollte man feuern. Oder ihm einen besseren Synthie vermachen oder ihm richtige Instrumentalisten an die Seite stellen, damit er nicht auf derart schlechte Chor- und Streicherklänge zurückgreifen muss. Denn je weniger beatlastig die Stücke sind, desto mehr fällt auf, dass Gareth mal dringend zum Logopäden sollte. Aber selbst dann bräuchte diese CD immer noch kein Mensch. Zwei Punkte, Dieter Bohlen kann das noch schlechter.

Trackliste

  1. 1. Unchained Melody
  2. 2. Anyone Of Us (Stupid Mistake)
  3. 3. Sentimental
  4. 4. Suspicious Minds
  5. 5. Downtown
  6. 6. What My Heart Wants To Say
  7. 7. Good Thing
  8. 8. Too Serious Too Soon
  9. 9. It Ain't Obvious
  10. 10. With You All The Time
  11. 11. (I've Got No) Self Control
  12. 12. Tell Me One More Time
  13. 13. Alive
  14. 14. One And Ever Love
  15. 15. Walk On By
  16. 16. That's When You Know

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43 Kommentare

  • Vor 21 Jahren

    war ja klar, daß gareth keine chance auf dieser homepage hat. Sobald irgendwann mal DSDS auftaucht wird, wird alles gleicht schlecht gemacht.
    die großen musikalischen fähigkeiten vom gareth werden wie die von den deutschen superstars gar nicht beachtet. und zum dank dafür, daß sich große künstler wie der bohlen, die lange ausgesorgt haben, sich die mühe einer ernsthaften talentförderung machen, macht man sich dann über sie lustig.

    genauso über den kleinen, angeblich vorhandenen sprachfehler von gareth. sich über sowas zu muckieren ist NICHT LUSTIG.

    und das cover von unchained melody ist tausendmal besser als das original. bloß weil ein mann mal sinnliche musik macht, ist das kein grund ihn so übel zu behandeln.

    aber das ist halt das ergebnis, wenn irgendsoeine tätowierte techno-tussi eine CD bespricht.

    ich bin hochgradig empört.

  • Vor 21 Jahren

    Dann empör dich mal schön.

    Aber es heißt trotzdem mokieren und nicht muckieren. *klugscheiß*

    :p

  • Vor 21 Jahren

    Ja, da brauchen wir auch gar nicht erst zu denken. Sowas man macht man nicht, Yasmin, also wirklich....

  • Vor 21 Jahren

    Zitat (« Yasmin schrieb:
    Herr Andraaaaaaaaack!!!!!!
    Natürlich der Engländer,oh mein Gott,hab ich eine Antipathie gegen unseren tollen,umwerfenden,alles übertreffenden Superstar

    [size=1:69d013b737][b:69d013b737]*Was ich aus eigener, leidvoll von anderen dazu GEZWUNGENER Erfahrung auf jeden Fall nachvollziehen kann...*[/size:69d013b737][/b:69d013b737]

    so leute wie du bringen mich dazu ein wenig talent als bißchen mehr talent zu verkaufen:p »):

    [size=1:69d013b737][b:69d013b737]*Was? Das ist anscheinend wieder als "haudraufaufandrack" zu verstehen...was irgendwie Mode zu sein scheint in diesen Tagen.*[/size:69d013b737][/b:69d013b737] :p

  • Vor 21 Jahren

    Zitat (« ich hab mal gehört,wie er live unchained melody gesungen hat, er kann singen »):

    Urgs! :eek:

    Dass der nicht singen könnte bestreitet ja eigentlich auch keiner.
    Is trotzdem foschbaa.