laut.de-Kritik
Auf den Spuren der größten Entertainer des Jahrhunderts.
Review von Joachim GaugerSo hat man George Michael noch nicht gehört. Mit viel Atem in der Stimme haucht er die Klassiker ins Mikrofon, sparsam zunächst begleitet von Klavier und Kontrabass. Auf dem Schlagzeug, das den Namen nicht verdient, fegt der Besen eine gewaltige Fläche, die verhaltene Streicher dann schön glatt polieren.
Gelegentlich schwillt die Bläsersektion, aber die meiste Zeit dreht das Orchester Däumchen. Seine Größe ist nur angedeutet, aber wenn in "I Remember You" auch noch die Harfe ins Spiel kommt, ist klar: Das Ambiente, in dem solche Musik aufgeführt würde, kann man sich nur edel vorstellen.
Die elf Songs, die der frühere Sänger von Wham! für seinen Rückblick auf das vergangene Jahrhundert ausgesucht hat, sind fast ausnahmlos berühmte Kompositionen, die bereits von den absoluten Größen des Gesangsfaches interpretiert worden sind. Sein "Brother, Can You Spare A Dime" muss sich u. a. an Bing Crosbys Version messen lassen, "My Baby Just Cares For Me" hat früher gar die famose Nina Simone gesungen. Dazu das Cover, gedämpftes Rot, von hoch schaut der koteletten- und bärtchengeschmückte Herr Michael herab auf die Skyline: New York, New York, doch wo ist der große Entertainer à la Frank Sinatra?
George Michael gibt sich redlich Mühe, den großen Vorbildern gerecht zu werden, und für sich genommen, kann sich jede seiner Coverversionen durchaus sehen lassen. Doch die große Klasse ist nur vorgetäuscht, trotz toller Kompositionen klingt "Songs From The Last Century" insgesamt ein wenig nach billiger Filmmusik.
So elegant das Orchester auch aufspielt, so perfekt er auch intoniert, auf die Dauer mangelt es George Michaels Gesangskünsten doch an Variabilität. Irgendwie klingt seine Stimme immer gleich und das bisschen Emotion, das er in sie hineinlegen kann, verbraucht sich schnell. Für den ganz großen Entertainer reicht halt doch die Puste nicht...
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