laut.de-Kritik
Neue Türen aufzustoßen, hilft allein eben nicht viel.
Review von Daniel StraubDer Blick auf das Label weckt große Hoffnungen. Fat Cat zeichnet für das erste Release der Londoner Formation Giddy Motors verantwortlich. Das klingt vielversprechend, denn die Engländer sind international eine der ersten Adressen für minimale Elektroniksounds, gewürzt mit einer kräftigen Prise an Experimentierfreudigkeit. Dass die Labelmacher ihre Ohren gegenüber Musik mit traditioneller Rockinstrumentierung trotzdem nicht verschließen, haben sie in der Vergangenheit bereits bewiesen. Und auch Giddy Motors fallen aus den üblichen Clicks 'n' Cuts heraus; leider ins Bodenlose, um die Wertung gleich einmal vorweg zu nehmen.
Was Gaverick de Vis (Gitarre/Gesang), Manu Ros (Schlagzeug/Bass) und Gordon Ashdown (Bass) auf "Make It Pop" zu bieten haben, überzeugt hinten und vorne nicht; ist weder Fisch noch Fleisch. Zwar mühen sie die Jungs redlich Hardcore-Punk in die Gegenwart zu transformieren, doch sie bleiben auf halber Strecke stecken. Tempi-Wechsel durchziehen beinahe jeden Song, lösen die konventionellen Strukturen auf, öffnen den Raum für neue Ideen. Diese wollen dann aber nicht so recht Gestalt annehmen. Statt dessen verlieren sich Giddy Motors in selbstgefälligen Endlosreferenzschleifen, deren Spannungskurve auch von Steve Albini, der die Songs in Chicago produziert hat, nicht merklich nach oben gerissen wird. Neue Türen aufzustoßen allein hilft eben nicht viel, wenn man nicht die Courage hat, durch sie hindurch zu gehen.
So wirkt "Make It Pop", wie der verzweifelte Versuch, sich von den übergroßen Vaterfiguren wie zum Beispiel John Zorn oder den frühen Sonic Youth distanzieren zu wollen, ohne aber recht zu wissen, was an deren Musik eigentlich so falsch ist. Am Ende bleibt wohl nur die Erkenntnis, dass Innovation eben nicht durch Polyrhythmik und ein bisschen Gitarrengeschrammel, wie beispielhaft in "Hit Car" vorgeführt, erkauft werden kann.
Gleichwohl beweisen Giddy Motors mit dem von Streichern getragenen "Venus Medallist" wohin die Reise in Zukunft führen könnte, wenn Ideen integriert statt beziehungslos nebeneinander gestellt werden.
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