laut.de-Kritik
Ganz die alte Schule.
Review von Yan TemminghoffGanz die alte Schule tönt es bei Girlschool auf "WTFortyFive?". Mit Album Nr. 14 erscheint die erste Platte seit einem Jahrzehnt. Die britischen Metallerinnen verzichten anders als etwa die Altersgenossen von Iron Maiden auf Schnickschnack.
Mit ihrer angenehm angerauten Röhre führt Schulleiterin Kim McAuliffe durch die zwölf Songs und empfängt zum Klassentreffen illustre Gäste wie Biff Byford (Saxon), Phil Campbell (Motörhead) und Duff McKagan (Guns N' Roses). Joe Stump (Alcatrazz) und Thundermother-Vorsteherin Filippa Nässil greifen der rüstigen Kapelle beim Songwriting unter die Arme. Stump ergänzt das rotzige Riffing in "Are You Ready?" mit seinem an Gary Moore geschulten Stil. Nässil leistet ihren Beitrag im hymnischen "Believing In You".
Das Quartett besteht aus den beiden Originalmitgliederinnen McAuliffe und Denise Dufort. Gitarristin Jackie Chambers befindet sich ebenfalls in der Nachfolge der unvergessen Kelly Johnson seit 23 Jahren an Bord und zeichnet zudem für einen Großteil des Songwritings verantwortlich.
Mit Bassistin Tracey Lamb verzeichnet die Band ein neues Gesicht im Proberaum und auf den Pressefotos. Die Zeit von Ur-Tieftönerin Enid Williams ist passé. Aber auch Lamb verfügt über reichlich Stallgeruch, zupfte sie bereits in der Zeit von 1987 bis 2000 das Langholz für Girlschool.
Musikalisch lehnt sich die Formation stärker an ihre Ziehväter Motörhead an als ein Betrunkener an den Laternenpfahl. Eine Prise Punk und eine straighte Metal-Attitüde komplettieren die Einflusssphäre. Kesseltreiberin Duffort tritt ordentlich Hintern, während Chambers und McAuliffe für die Melodien und Hooks sorgen.
Bestes Beispiel: "Party". Hier fährt die Hardrock-Girlgroup eigene Songtitel und weitere Titel von Referenzbands auf. "Killer Queen" (Queen), "Rising" (Rainbow), "Bomber" (Motörhead) oder der eigene Hit "C'mon Lets Go"; der Hörer hat drei Strophen Zeit, beim munteren Zitateraten mitzumachen.
Die in der Diskografie zuvörderst platzierten Platten "Demolition" und "Hit And Run" geben den Takt des aktuellen Materials vor. 45 Jahre lärmt das Mutterschiff des weiblich geprägten Metals munter drauflos.
Wenn am Ende der Platte Lemmy Kilmister mit der Coverversion von "Born To Raise Hell" zu Ehren kommt, dann hat die Band zuvor mit Tracks wie dem schmissigen "It Is What It Is", dem glamigen "It's A Mess" und dem Partychrasher "Into The Night" das Feld schon bestellt.
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