laut.de-Kritik
Die Kings Of Rock bestuhlen den Thronsaal neu.
Review von Mathias MöllerMit "Basement Apes", ihrem letzten Album, hatten die Norweger von Gluecifer ja gehörig an dem Thron gesägt, den sie als selbst ernannte Kings Of Rock besetzt hielten. Während Kollegen wie die Hellacopters die Gitarrenäxte in bester Wikingermanier schwangen, um das kontinentale Publikum das Fürchten zu lehren, experimentierte der Teufelskleber mit Elektroidem und Popallüren herum.
Ob sie einsichtig sind oder nicht, die Zeiten sind vorbei. Gluecifer sind tot, lang lebe Gluecifer. Denn mit "Automatic Thrill" machen die Fünf klar, wer die Kings Of Rock sind, und erneuern ihren Anspruch auf denThron in beeindruckender Weise. Wie sie den Pöbel überzeugen? Mit Brot und Spielen! "Automatic Thrill" for the People! In einer knappen halben Stunde ist die Schlacht um das Reich des Rock geschlagen, und die Könige aus dem hohen Norden sitzen so fest auf ihrem Thron wie eh und je. Inklusive Zankapfel und Szepter.
Gleich der Titeltrack dreht voll auf und lässt die Zweifler verstummen. Schweiß und Bier sind hier in Ton umgesetzt worden. Das riecht zwar ein bisschen streng, macht dafür aber einen Heidenspaß. "Take It" kann durchaus als Aufforderung verstanden werden. Tief einatmen, Genick lockern und die Frisur neu ausrichten. Gluecifer haben mit "Car Full Of Stash" einen schnell wirkenden Rocker mit berauschendem Punk'n'Roll-Stoff am Start. Den heißen Scheiß nehmen wir gerne ab!
Erst bei "Here Come The Pigs" bietet sich eine kurze Gelegenheit, die Haarpracht zu ordnen, während Gluecifer den Gesetzeshütern ihre Missachtung ausdrücken. Wenn das keine sympathischen Gesellen sind. An Songs wie "A Call From The Other Side" ist gut erkennbar, wie sich die skandinavischen Rockbands weiter entwickeln, ohne dabei den Rock auf der Strecke zu lassen. Songwriterisch stellt er wohl den besten Song auf dem Album dar, mit Solo in der Mitte und einem leichten Stoner-Einschlag.
Der ist auch bei "Shaking So Bad" zu hören, einer schön aufgebauten Bluesrock-Nummer mit dem unterschwelligen Drive nach Nirgendwo. Die Gitarren klingen sehr klassisch, fast nach Alice Cooper. "Freeride" eröffnet mit orientalischen Sounds und mutet fast britisch an, irgendwie beatles-artig. Natürlich nur, bis die Gitarren losbratzen dürfen. Auf der Zielgraden geben Gluecifer noch mal richtig Gas, so dass auch wirklich keine Fragen mehr offen bleiben. Gestern war "Basement Apes", gestern ist vorbei und vergessen, heute ist "Automatic Thrill". Also, wer sind die Kings Of Rock?
1 Kommentar
Dieser Kommentar wurde vor 6 Monaten durch den Autor entfernt.