laut.de-Kritik
Klingt endlich wieder wie aus einem Guss.
Review von Giuliano BenassiSpätestens mit "Split The Difference" (2004) schien das Schicksal von Gomez besiegelt: Zu verspielt für den Mainstream, zu Mainstream für die Indie-Sparte, zu poppig für die Rocker, zu rockig für die Popper. Kurzum: Zu sehr zwischen allen Stühlen, um auf Dauer erfolgreich zu sein. Sie verloren ihren Major-Plattenvertrag und mussten sich neu orientieren.
Dass sie fünf Jahre später noch existieren – und das seit ihrer Gründung 1996 in der gleichen Besetzung – verdanken sie einerseits Dave Matthews, der sie auf seinem Label ATO unterbrachte, andererseits ihrer Hartnäckigkeit. Anstatt die Köpfe hängen zu lassen, verlegten sie ihre Aktivitäten von England in die USA und begaben sich auf lange Clubtouren.
Was ihrer Musik gut getan hat, wie ihr vorliegendes sechstes Album beweist. Geblieben ist Gomez ihre Verspieltheit und ihre Orientierung über den Tellerrand hinaus. Doch sind sie deutlich gitarrenlastiger geworden. Was sie in die Nähe von Cake rückt, mit denen sie lange unterwegs waren.
Doch auch diesmal ist es schwer, Gomez auf ein bestimmtes Genres festzunageln. So beginnt das Album mit "Mix" nachdenklich-ruhig, bevor es im zweiten Teil des Stücks eher elektrisch-schrammelig weiter geht. "Little Pieces" erinnert an Pearl Jam – eine Nähe, die immer wieder auffällt.
"If I Ask You Nicely" sorgt mit Akustikgitarre, Fingergeschnippe und Orgel für einen fröhlichen Moment. Auf die Slide-Einlage von "Win Park Slope" folgt das elektronische und tanzbare "Airstream Driver". "Other Plans" ist noch einmal ein entspanntes Akustikstück, bevor "Sunset Gates" zum Schluss scheppernde Klänge bietet.
Ohne den Erfolgsdruck legen Gomez mit "A New Tide" endlich wieder ein überzeugendes Album vor. Ob es sich tatsächlich um eine neue Flut handelt, wie der Titel verspricht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall klingt es wie aus einem Guss, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war.
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