laut.de-Kritik
Ein Wohlklang ohne Höhepunkte.
Review von Artur SchulzGraziella Schazads Aufforderung "Feel Who I Am" kann bedenkenlos Folge geleistet werden, wenn man auf harmonisch konzipierten Herbst-Kuschelpop steht. Der Titeltrack gestaltet sich als sanft wiegende Einladung, die im weiteren Verlauf alle Versprechen einlöst, über weite Strecken jedoch mit allzuviel Lieblichkeit.
Die Ballade "Welcome" säuselt harmlos und ohne Überraschungen vorüber, gleiches gilt für "Leave Me Alone" und "Miracle". "Breathe & Reboot" bringt mehr Tempo ins Spiel, während sich "Everybody" ebenso wie "Inner Peace" ein sattsam bekanntes Country-Pop-Kleid überstreift.
Mit "Take On Me" gelingt dagegen eine vergnügliche Version des A-ha-Klassikers. Schazads helle Stimme legt sich verspielt in eine mit viel Akustik- und Glockenklängen ausgestattete Umsetzung. "My Enemy" bricht dann aus dem vorherrschenden Konzept aus: Dank präziser Beats und effektivem Songaufbau, der auch eine dunkle Note beinhaltet, zeigt sich Graziella von einer angenehm ungewöhnlichen Seite. Über französisches Trottoir flaniert "Désolé".
Unorthodox gestaltet sich auch der Umgang mit der Geige. Graziella spielt sie wie eine Gitarre, was den Tracks eine interessante Note verleiht. Manche Nummer erinnert an den munter fröhlichen Pop einer Marit Larsen, ohne sie dabei abzukupfern ("Look At Me", "Picture In A Puzzle").
Spürbar bleiben stets die vielen unterschiedlichen musikalischen Einflüsse, die Schazads künstlerischen Werdegang von klein auf begleiten. Doch statt ihre guten Karten sauber auszuspielen, verlegt sich die Sängerin allzu oft aufs beliebige Taktieren. Fürs Songwriting zeichnen neben Graziella u. a. Chris Braide (James Morrison) und Matty Brenbrock/Jim Duguid (Paolo Nutini) verantwortlich. Gute Referenzen, doch der große Treffer bleibt aus.
Viel Wohlklang, wenig Überraschungen: "Feel Who I Am" gefällt zwar als blitzsauber eingespieltes und eingesungenes Album. Der Mangel an wirklich überdurchschnittlichen Songs bleibt allerdings.
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