laut.de-Kritik
Wenn Nachlegen nach vorne los geht.
Review von Emil DröllDas nicht überragende, aber okaye "Saviors" bekommt ein Deluxe-Upgrade: Fünf komplett neue Songs sowie zwei akustische Versionen bereits veröffentlichter Tracks erweitern Green Days im vergangenen Jahr erschienenes Studioalbum. Eine Doppelvermarktung, die auf den ersten Blick kommerziell motiviert wirken mag, doch die Qualität der Zugaben macht dies schnell verzeihlich.
Der neue Track "Smash It Like Belushi" ist ein direkter Verweis auf den exzessiven Punk-Lebensstil. Alles auf Anschlag, keine Regeln, Eskalation, Gewalt, Drogen, ein Hauch schwarze Romantik: Hedonismus pur. Die Hommage an den Blues-Brother John Belushi ist ein lauter, hymnischer Rebellenschrei mit einem prägnanten Gitarrenriff.
Musikalisch bewegt sich der Song zwischen melodischem Eskapismus, zynischer Idolkritik und wütender Frustration. Dazu ein radiotauglicher Refrain: "I got my clothes from a dead man's closet", fast poppig vorgetragen, nur um dann wieder knallhart ins Oldschool-Punk-Geballer abzubiegen: "Feeling like a riot". Eine Green Day-Visitenkarte in Reinform, kompromisslos und ein Deluxe-Auftakt, wie er sein soll.
"Stay Young" zielt hingegen auf Radio-Airplay ab, was allerdings nicht übelnehmen kann. Der Chorus schmiegt sich butterweich ins Ohr, der Song bewegt sich stilistisch eher in Richtung Soft-Rock, angereichert mit einem dicken Schuss Melancholie und stadiontauglichen Mitsing-Zeilen. Kein Punk-Klassiker, aber ein moderner Green Day-Track mit klarer Hit-Ambition.
Mit "Fuck Off" gehts dann wieder kompromisslos in den Punkkeller. Zwei Minuten rohe Energie, kein Schnickschnack, keine Höflichkeit, keine Rücksichtnahme. Ein Song wie ein Tritt in die Tür: direkt, laut, ehrlich. Der Track klingt wie spontan im Studio geschrieben – und das hat was.
"Ballyhoo" fällt hingegen etwas ab. Solide, ja, aber ohne echten Wiedererkennungswert. Ein typischer Green Day-Song, der sich gut ins Gesamtbild von "Saviors" einfügt, mehr nicht. Die beiden akustischen Versionen von "Suzie Chapstick" und "Father To A Son" wirken ebenfalls etwas beliebig. Beide Songs sind schon im Original balladesk und reduziert eingespielt. Die akustischen Varianten klingen zwar gut, aber bringen wenig Mehrwert. Schade, zwei Punk-Tracks in neuem Gewand wären hier interessanter gewesen.
Zum Glück folgt mit "Underdog" wieder ein Highlight. Ein Song, der vom ersten Takt an gute Laune macht, melodisch, bissig, mit Anklängen an die "Dookie"-Ära. Der perfekte Schlusspunkt der Deluxe Edition – und ein klares Zeichen: Green Day sind zurück im Punk-Modus. Die 90er rufen, aber wir behalten sie lieber in 2025.
"Saviors (Édition De Luxe)" ist mehr als nur ein kleines Upgrade. Es zeigt: Das Originalalbum war kein Zufallstreffer, sondern Ausdruck gewachsener Klasse. Mit grungeartigen Gitarren, wütender Attitüde und unwiderstehlichen Hooks knüpfen Green Day fast nahtlos an ihre Glanzzeit an, ohne dabei altbacken zu klingen.
Gemeinsam mit bereits bekannten Highlights wie "The American Dream Is Killing Me", "Goodnight Adeline" und "Corvette Summer" erweitern neue Songs wie "Smash It Like Belushi", "Underdog" und "Stay Young" das Hitpotenzial der Platte erheblich. Die Band schafft es, ihr Arsenal an hymnischen Punk-Songs mit klarer Signatur nahezu zu verdoppeln, ohne sich zu wiederholen. Eine Deluxe Edition, die ihren Namen verdient.
2 Kommentare
Alles klar, die Original-Platte ging schon in die richtige Richtung.
Wird heute mal angehört, bin auf die neuen Tracks gespannt. Schön zu lesen das sie nach den davor eher dürftigen Alben wieder in die Spur gefunden haben.
Saviors war schon in Ordnung. Aber „Smash it like Belushi“ ist doch einfach nur „Know your enemy“ mit anderem Text. Prägnanter Gitarrenriff ja, aber halt auch einfach nur einen alten wiederverwertet.