laut.de-Kritik

Lo-Fi-Pop des Super Furry Animals-Frontmanns.

Review von

Nach seinem 2005er Solodebüt "Yr Atal Genhedlaeth" ist nun das zweite Werk von Gruff Rhys, dem Kopf und Sänger der Super Furry Animals, erschienen. Prägt bei jenen ein Hang zur Opulenz den musikalischen Kosmos, nimmt sich Gruff Rhys auf "Candylion" bewusst zurück, ohne dabei seine Verspieltheit aufzugeben. "Candylion" wartet mit akustisch-melodischen Songs auf, die wie eine schnuckelige Lo-Fi-Version der Super Furry Animals daherkommen. Gesanglich wird er dabei von Lisa Jen unterstützt.

Das kurze, hektische Synthesizer-Intro führt zuerst auf die falsche Fährte. Was ist das?, frage ich mich etwas irritiert. "This Is Just The Beginning" antwortet eine weibliche Stimme, wie ein Blick auf die Tracklist dann auch bestätigt. Im weiteren Verlauf folgen elf Stücke mit schlichten und harmonischen Songstrukturen. Ein Glockenspiel und ein weicher Schlagzeug-Beat leiten den Titeltrack ein, der ein einstiges "kingdom of candy" zum Thema hat. Ein zuckersüßer "La La"-Refrain und der Einsatz von lieblichen Streichersätzen, die sich durch das komplette Album ziehen, schließen sich folgerichtig an.

Mundharmonika, Gitarre und Bass prägen das dezent stampfende und gutlaunige "The Court Of Arthur King", in dem der Gesang irgendwie an den eines Anthony Kiedis erinnert. Ganz weich legt sich Rhys' Stimme in "Lonesome Words" in einen schwebenden Akustikgitarren-Lauf, während Lisa Jen einen sphärischen Background-Gesang anstimmt. Das sehr rhythmisch instrumentierte "Cycle Of Violence" gefällt wegen des ungewöhnlichen Melodiebogens, einem hübschen Flötenspiel und der Textzeile "Dirty bombs and clean ones look the same if you look closely".

Die Easy Listening-Stimmung und der sanfte Bossa Nova-Groove in "Painting People Blue" entspringen wohl dem Umstand, dass Sean O'Hagan von den High Llamas auf diesem Album mitgewirkt hat und es in Rio produziert wurde. Schönes, akustisches Gitarrenspiel unterstreicht die ruhige Nummer "Beacon In The Darkness", die Steel-Gitarre deutet einen Hauch Country an. Im eingängigen, pastoralen "Con Carino" überrascht Gruff Rhys mit gebrochenem Spanisch, in "Gyrru Gyrru Gyrru" greift er wie schon auf dem Debüt auf seine walisische Muttersprache zurück, endlos wiederholt er den Titel, der in eine synthetische, südamerikanische Sound-Kulisse eingebettet ist.

Pop-Eklektizismus in Perfektion! Walisisch singt er auch im tollen "Ffrwydrid Yn Y Ffurfafen", das leise mit Gitarrenbegleitung beginnt, sich mit der Überlagerung des Gesangs und einer weiteren Stimme sowie einem treibenden Schlagzeug steigert, um danach wieder ruhig auszuklingen. Mit dem abschließenden, dreizehnminütigen "Skylon!" fährt der Geschichtenerzähler Rhys noch mal richtig auf. Zu einem monotonen Rhythmus beschäftigt er sich textlich mit der unwahrscheinlichen Affäre eines Flugzeugentführers und einer Schauspielerin, die sich im gleichen Flugzeug befindet.

Gruff Rhys muss Spaß gehabt haben beim Einspielen dieser Songs. Ob ernste oder unernste Lyrics, alle Lieder versprühen einen gelassenen, süßlichen Charme. Die Tendenz zu kindlich-naiven Melodien, die fantastische, verspielte Instrumentierung und die großartige Produktion zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Zwischen flockigem Retro-Sound und Lo-Fi-Pop steht "Candylion" ganz eigenständig und selbsbewusst im Hier und Jetzt.

Trackliste

  1. 1. This Is Just The Beginning
  2. 2. Candylion
  3. 3. The Court Of King Arthur
  4. 4. Lonsome Words
  5. 5. Cycle Of Violence
  6. 6. Painting People Blue
  7. 7. Beacon In The Darkness
  8. 8. Con Cariño
  9. 9. Gyrru Gyrru Gyrru
  10. 10. Now That The Feeling Has Gone
  11. 11. Ffrwydriad Yn Y Ffurfafen
  12. 12. Skylon!

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