laut.de-Kritik

Ambient Pop voller Spannungsbögen, Melodien und Details.

Review von

Die in Danzig geborene Pianistin, Komponistin und Sängerin Hanna Raniszewska alias Hania Rani sorgte in den letzten Jahren als Shootingstar für Furore in der Neoklassikszene. Schon mit ihrem Solodebüt "Esja" landete sie 2019 einen Achtungserfolg, als das Album in den britischen Top 100 einstieg und in ihrem Heimatland mit Gold prämiert wurde. Danach folgten Aufnahmen für Film und Theater, Soundtracks oder Veröffentlichungen für das Label Deutsche Grammophon. Sogar "Metal Gear Solid"- und "Death Stranding"-Erfinder Hideo Kojima, bekannt für seinen erlesenen Musikgeschmack, schwärmte auf Social Media von ihrer Pianomusik, was ihr eine Menge bedeutete. Nun macht die 33-Jährige auf "Ghosts" so gut wie alles anders.

"Oltre Terra" bildet eine ambiente, verspulte Einleitung. Danach erzeugt "Hello" mit unterschwelligen Rhythmen und Synthesizerklängen, Klaviereinschüben sowie der versponnenen Stimmführung Ranis eine tagträumerische Stimmung, die sich auch durch die restlichen Stücke zieht. "Don't Break My Heart" strahlt durch die Loops Duncan Bellamys (Portico Quartet), die warmen Pianotöne und den bittersüßen Gesang der Polin schon fast etwas Souliges aus. Bellamy vernimmt man später auch noch in "Thin Line" an den Percussions, das zusätzlich noch mit kristalliner Elektronik, weltmusikalischen Streichern und säuselnden Vocals aufwartet.

In "24.03" bekommt man rotierende Sequenzersounds in der Tradition Tangerine Dreams oder Klaus Schulzes geboten, denen es nicht an Emotionalität mangelt. "Dancing With Ghosts" stellt ein geisterhaftes Duett zwischen der Mittdreißigerin und Singer/Songwriter Patrick Watson zu fragilen Synthesizer- und Pianoklängen dar. "A Day In Never" hält mit jazzigen Percussions, kreisenden Klaviertönen, Streichern, viel Hall und beschwörenden Vocals die Spannung bis zum Schluss aufrecht.

Etwas Neoklassik darf es dann aber auch mal sein, wie das intime und sphärische "Whispering House" beweist, für das Rani Ólafur Arnalds als Gast gewinnen konnte. Ansonsten geht die Polin mit ihrer Musik mehr in die Breite als auf den Vorgängern. In "The Boat" lässt sie beispielsweise mit einer wehmütigen Melodie auch mal die größeren Gefühle für sich sprechen, statt wie auf ihren früheren Platten das Kleine, Intime und Private in den Vordergrund zu stellen. "Moans" hat danach mit wirbelnden Pianoklängen, verspielter Elektronik und der fast schon elfenhaft anmutenden Stimme Ranis etwas geradezu Opulentes und Umwerfendes. Und dann wäre da noch das elfminütige "Komeda", das mit jazzig verspielten Rhythmen, betörenden melodischen Akzenten und dichten Ambientsounds die Zeit wie im Flug vergehen lässt.

"Utrata" steigert sich nach einem zurückhaltenden Beginn zu einem wuchtigen, rein instrumentalen Finale. Zum Schluss hört man in "Nostalgia" Hania alleine am Klavier, tief in sich gekehrt. Letzten Endes hat sich die Polin mit "Ghosts" einen enoesk anmutenden Ambient Pop-Kosmos geschaffen, in dem so gut wie all ihre Einflüsse zusammenkommen und etwas völlig Eigenes ergeben. Wenn man erst einmal von den Spannungsbögen, den Melodien und dem Detailreichtum dieser Platte mitgerissen wurde, lässt einen das Album so schnell nicht mehr los.

Trackliste

  1. 1. Oltre Terra
  2. 2. Hello
  3. 3. Don't Break My Heart
  4. 4. 24.03
  5. 5. Dancing With Ghosts
  6. 6. A Day In Never
  7. 7. Whispering House
  8. 8. The Boat
  9. 9. Moans
  10. 10. Thin Line
  11. 11. Komeda
  12. 12. Utrata
  13. 13. Nostalgia

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