laut.de-Kritik
Lässige DVD-Verschnaufpause vor dem neuen Album.
Review von Eberhard DoblerWenn es gut läuft für die britischen Durchstarter des vergangenen Jahres, dürfte man sie nicht mehr so schnell in kleineren Clubs sehen. Für Hard-Fi ging es in kürzester Zeit aus dem Nichts los.
Plötzlich rannten dem Vierer aus Staines, West-London, Plattenfirmen von dies- und jenseits des Atlantiks die Bude ein. Gigs in Amerika, Europa und Festival-Auftritte folgten. Der Erfolg von "Stars Of CCTV" rechtfertigt vorliegende Live-DVD, die mit allerlei zusätzlichem Material ausgestattet ist.
Bandleader Richard Archer macht in den Bonus-Features keinen Hehl daraus, dass er ganz nach oben will. Er wollte hinaus in die Welt, und ohne Geld geht das in UK nun mal nur als Soldat oder als erfolgreicher Musiker.
In den Kommentaren zu "Stars Of CCTV" erklärt er aber auch, was den musikalischen Charme der Band ausmacht: Hard-Fi nahmen zwar eine Rockplatte auf, hörten dabei aber alles, was ihnen in die Finger kam. Ob Dub, Reggae, Soul, Hip Hop oder Dance - hauptsache es klang gut.
Im Zusatz-Feature "In Operation" kommen auch die restlichen Bandmitglieder zu Wort. So erfährt man, wie Hard-Fi nach den Wellen, die ihr selbst produziertes Debüt auslöste, im November 2005 einen Deal unterschrieben oder wie Archer den Hard-Fi-Fan Paul Weller traf. Dazu kommt noch eine Foto-Galerie sowie eine ausführliche Video-Section mit allen Clips der Band sowie einzelnen "Am Set"-Features.
Was den eigentlichen Kern des Releases angeht, das Live-Konzert im Londoner Astoria, wird der Fan gleichfalls gut bedient. Toningenieure wie Kameraleute (u.a. wird natürlich aus der Perspektive einer Überwachungskamera gefilmt) haben einen sehr guten Job abgeliefert. Im Intro erlebt man die Band beim Soundcheck, im Dressing Room oder in den angespannten Sekunden vor dem Gig.
Rockt das Quartett dann endlich die Bühne (begleitet von einigen elektronischen Sound-Einspielungen) wird schnell deutlich, weshalb das Astoria-Publikum Hard-Fi wie Stars abfeiert und sich äußerst textsicher zeigt: Der Vierer kennt nur Hits, höchstens noch Semi-Hits.
Ihr Hang zum hymnenhaften Mitsing-Rocksong mag manchen abschrecken und Archers Vocals kommen auf Platte vielleicht kontrollierter: Aber diese Hooklines müssen ihm andere erst einmal nachmachen.
Als Dreingabe gibts noch eine CD mit Dub-Mixen. Vor allem Roots Manuvas Version von "Cash Machine" pumpt sich mit einer Mischung aus recht roughem Drum-Beat, elektronischen Modulationen und tiefem Bass nach vorne. Die Cover-Version des White Stripes-Stücks "Seven Nation Army" (fester Teil der Live-Setlist) gibts ebenfalls zu hören.
Am Ende bietet das Paket ein typisches Hard-Fi-Erlebnis: Konzert-Abend respektive die Zeit vor dem Fernseher können auf der Habenseite verbucht werden. Klar wird aber auch: höchste Zeit für ein neues Album. Denn der Fan hat "Stars Of CCTV" mittlerweile bis zum Erbrechen oft gehört.
Umso besser, dass Hard-Fi im Astoria tatsächlich einen neuen Track nachlegten. Und die Uptempo-Nummer "You And Me" steht mit seinen prägnanten Strophen-Riffs den anderen Stücken in nichts nach.
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