laut.de-Kritik

Wickelt die Zuhörer routiniert um den Finger.

Review von

"Storm", so der Titel zu Heather Novas inzwischen fünftem Studioalbum, führt in die Irre. Erweist sich doch die liebliche Songwriterin einmal mehr als Sirene par excellence. Die Vogelfrauen der griechischen Mythologie betörten ja bekanntermaßen die vorbei fahrenden Abenteurer mit ihrem lieblichen Gesang und besiegelten damit deren Untergang. Weit weniger schicksalsträchtig präsentiert sich "Storm".

Die elf Tracks auf "Storm" geben sich erstaunlich zahm, erfreuen die Zuhörer mit sanft wogenden und puristisch arrangierten Melodien. Der beinahe zerbrechlich vorgetragene Gesang bei "Drink It In", lediglich gestützt durch die vorsichtig angeschlagenen Akkorde eines Klaviers, mag als beeindruckendstes Beispiel für Novas einprägsam vorgetragene Schlichtheit dienen.

Von stürmisch aufwühlenden Songs weit und breit keine Spur. Es ist eben nicht immer alles wie es scheint, schon gar nicht, wenn Sirenen mit im Spiel sind. Gerechterweise muss gesagt werden, dass die Herren von Mercury Rev am puristischen Höreindruck nicht ganz unschuldig sind. Heather Nova lud die amerikanische Kunst-Pop-Band ins Studio, entwickelte ihre Songs in Kooperation mit ihnen laufend fort.

Bis am Ende vor allem eines übrig blieb: Heather Novas zeitlos schöne Stimme, die auf "Storm" im Vordergrund steht, wie noch auf keinem ihrer Alben. Selbst vergleichsweise üppig instrumentierte Tracks im Stile von "River Of Life" geraten niemals in Verdacht Novas Gesang zu überspülen, ihn mit sich fortzureißen. Weniger ist auch in diesem Fall mehr. Trotzdem laden die sanft verwobenen Arrangements auf "Storm" zum Hinhören ein.

Wer sich die Mühe macht, wird die zerbrechlichen Gitarrenfeedbacks in "Aquamarine" genauso lieben lernen, wie das ab und an erklingende Glockenspiel. Nicht aufdringlich und laut, sondern subtil und leise wickelt Nova die Zuhörer um den Finger, und wirkt dabei so routiniert, als sei sie schon Ewigkeiten im Geschäft. Schade nur, dass dieser so ganz andere Sturm sich schon nach knapp 40 Minuten wieder legt.

Trackliste

  1. 1. Let's Not Talk About Love
  2. 2. You Left Me A Song
  3. 3. Drink It In
  4. 4. River Of Life
  5. 5. One Day In June
  6. 6. Storm
  7. 7. I Wanna Be Your Light
  8. 8. Aquamarine
  9. 9. All I Need
  10. 10. Everything
  11. 11. Fool For You

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