laut.de-Kritik
Evergreens im Indie Rock-Format.
Review von Michael SchuhWer keine Kinder hat, wird es nicht für möglich halten, aber es ist so: Rolf Zuckowski ist nach wie vor der Top-Star im Kindermusikwarenladen. Ganz richtig, der "Du da im Radio"-Rolf, der Kerl mit der "Schulweg-Hitparade". An den sich spätestens im Vorschulalter kein Kind, das im Besitz seiner Kindermusik-Kassetten war, mehr freiwillig erinnern wollte. Damals, in den 80ern.
Nun kann man sich in bestimmten Jahren bekanntlich nicht gegen das wehren, was Eltern einem vorsetzen. Manche Menschen hängen sogar dem Glauben an, dass sich eigenständiger entwickle, wer in frühen Jahren unerträglichste Stumpfsinnsmusik ertragen musste. So erzählte Green Day-Fronter Billy Joe einmal, er beschalle seine Kids zuhause nur mit übelstem Radio-Pop, in der Hoffnung, sie rebellierten später dagegen mit Punkrock.
Heike Makatsch und ihr Ehemann Max Martin Schröder dürften für solcherlei Gedanken nur ein müdes Lächeln übrig haben. Zu Recht: Ob nun Zuckowski oder anderweitig uninspiriert dargebotene Kindermusik; es herrscht kreative Leere im Genre, die nicht sein müsste.
Im Gegensatz zu Element Of Crime-Vordenker Sven Regener, der kürzlich mein Drängen auf eine Kinder-CD-Produktion abschlägig beschied, machten sich Makatsch und Schröder nun daran, ein Album einzuspielen, "dass Kinderlieder ruhig mal für voll nimmt, genau wie die Kinder selbst."
Tomte-Drummer Schröder, als derhundmarie auch im Olli Schulz-Kontext umtriebig, kümmerte sich um eine ansprechende, dem weiten Indie- bzw. Singer/Songwriter-Feld zugeneigte Umsetzung alter Kinder-Evergreens wie "Der Kuckuck und der Esel" oder "Kommt ein Vogel geflogen".
Rückschlüsse zu seinen Bands findet man darin jedoch nirgends. Mit viel Feingefühl und Experimentierfreude versuchten Schröder und Makatsch, den hinlänglich bekannten Melodien neue Facetten abzuringen. Hier muss man vor allem Schröder als musikalischen Kopf des Projekts hervor heben, dem hier wohl vor allem seine Einblicke in die Filmmusik ("Keine Lieder über Liebe") zu Gute gekommen sind.
Er variiert gekonnt bei der Instrumentenauswahl, verändert Song-Tempi einzig zum Wohle der neuen Version oder fügt gar neue Parts hinzu, was im Falle von "Bruder Jakob" (Schluss-Teil) zur wohl gelungensten Neu-Interpration führte. Makatsch wiederum singt sich routiniert durch den Kinder-Reigen und profitiert ihrerseits vom kürzlichen Hilde-Gesangsengagement.
Pate für das interessante Projekt ist Diogenes, ein im normalen Leben traditionsreicher Schweizer Verlag, der schon Makatsch-Hörbücher wie "Schloß Gripsholm" veröffentlichte. Im vorliegenden Fall trug man dafür Sorge, den Neuvertonungen noch Liedtexte, Noten sowie Illustrationen des Zeichners Tomi Ungerer im Booklet beizugeben. Eltern, hört die Signale!
12 Kommentare
Löbliches Projekt, irgendwie mag ich die Stimme von Makatsch.
als das bisherige ist erfrischend! Ein ähnliches Kinderlieder-Projekt haben 33 englische Rock, Pop- und Folkmusiker in Angriff genommen und traditionellen englischen Kinderliedern zu neuem Leben verholfen. Wer einmal hereinhören möchte: http://www.englisch-jetzt.de/englische_kin…
anstelle Rezensionen für irgendwelche Kinderlieder zu schreiben, sollte sich Herr Edele mal wieder entsinnen was sein eigentliches Genre ist und endlich mal ne Rezension zur neuen Townsend Scheibe schreiben!
schrecklich wieso denkt jetzt jeder scheiss tv z promi das er musik machen kann? schrecklich
Ich mag die Stimme von Makatsch nicht, die ist so infantil, kein Wunder dass die Kinderlieder macht.
Bei Kinderliedern geht rein gar nichts über Frederik Vahle, den großen Herrgott der geilen Kinderlieder. Tip: Kauft alle CDs, das müsste für die gesamte Kindheit reichen, dann kann man auf Rolf, Heike UND Nena verzichten.
Direkt danach kommt Wolfi, der zwar nicht berühmt ist, dafür aber besser:
http://www.childrensongs.de
P.S. Was ist eigentlich mit dem Forum passiert? Kann man das nachlesen?
Grüße
MissJones
Sehe gerade dass das Album hundert Jahre her ist...