laut.de-Kritik
Simplify your life: Wenn der Wortschatz nur 1.000 Wörter zählt.
Review von Philipp KauseIn der VOX-Reality-Show "First Dates" kommt es gelegentlich zu Flirt-Hemmnissen wegen divergierender Musikgeschmäcker. Helene Fischer ist so ein Hemmnis. Eigentlich seltsam, denn die Schlager-Queen singt ja fast ausschließlich darüber, sich zu verlieben, zu küssen, zu vermissen, zu vertrauen, sich anzulügen oder Zweisamkeit zu gestalten. Da sollte für schüchterne Menschen, denen auf Partnersuche die Worte fehlen, doch etwas Passendes dabei sein. Die Doppel-CD "Best Of (Bonus Edition)" könnte für Flirtende einen gewaltigen Service bieten.
Leider jedoch würde sich mit den Sätzen aus diesen 32 Songs jeder gewaltig blamieren. Schlimmer: Sie oder er würde gar nicht verstanden werden. Oder will man jemanden daten, der Sätze sagt wie: "Ich streif die Angst von meiner Haut" ("Manchmal Kommt Die Liebe Einfach So")? Wer glaubt jemandem im Jahr 2018 den Satz: "Du und ich, sowas Großes gab's noch nicht / ein Gefühl wie ein Orkan steigt in mir auf / total von Null auf Sehnsucht" ("Mal Ganz Ehrlich")? Und wer würde auf den Ratschlag "Verlieb Dich Nie Nach Mitternacht" hören?
Rund um Mitternacht fühle sie sich - obwohl glücklich liiert - einsam, erklärte Fischer der Schweizer Morgenpost im Juni 2018. Denn dann habe sie in ihrem Konzert gerade alles gegeben und sitze alleine in ihrem Hotelzimmer. Hört man ihre Songs, fällt vor allem auf: Die Sängerin durchläuft keine Entwicklung, sondern stagniert inmitten von musikalischer Fabrikware. Weshalb auf der Compilation gerade ihr aus dem Einerlei herausplatzendes "Biene Maja"-Titellied fehlt, leuchtet nicht ein, gerade in einer "Bonus Edition". Dagegen wiederholen sich die Rock-Pop-Musikunterleger mit risikobefreiten Mini-Gitarrensoli, der typische Schlager-Sound mit seiner Synthie-Heimeligkeit wie man ihn in den 90er Jahren zuhauf produzierte.
Dennoch muss man anerkennen, dass ein Song wie "Feuer Am Horizont" trotz oder wegen "Hijo De La Luna"-Sample sofort ins Ohr geht. Das Bierzelt-taugliche, hymnische "Mitten Im Paradies" erfüllt dann die klassischen Erwartungen an guten Schlager: harmonisch, euphorisch, schunkelig, mitsingbar. Das soulige "Nur Wer Den Wahnsinn Liebt" bricht aus der 08/15-Schlagermasse angenehm aus und klingt bis auf manche Quietschtöne ("eh" und "ih") auch gesanglich gut. "Marathon" überrascht mit Lambada-Elementen.
Inhaltlich geht es meistens um "Feuer" und "Fieber": Hemmungslos ausgelutschte Metaphern, die obendrein oft schief wirken, etwa wenn "in deinen Augen" (...) "ein tiefes Meer" liegt, Helenes Songheldin hinterher taucht ("Und Ich Vermiss Dich Auch") und "jedes Wort" (...) "eine Träne mit sich fort" nahm ("Du Hast Mein Herz Berührt").
Trotz monothematischer Textgestaltung steht hinter den Songs eine Vielzahl von Songwritern. Positiv im sonst eher frauenfeindlich organisierten Business ist, dass hier keine anonymen Großteams aus acht Männern werkelten, sondern vieles wirklich eine Frau für eine Frau schrieb, nämlich Kristina Bach, Autorin etwa von "Atemlos Durch Die Nacht". "Ein Kleines Glück" stammt vom Ex-Unheilig-Grafen, "Unser Tag" von Rosenstolz-Hälfte Peter Plate. In der Summe leuchtet im Helene Fischer-Songmaterial jedoch alles einheitlich rosa und schleimig. Vielen Fans bietet das wohl Harmonie, Ruhe, Zuversicht und eine Projektionsfläche für das Gute.
Oft setzen Fischers Songautoren Begriffe wie "Haut", "Mal Ganz Ehrlich" und "Hundert Prozent" als manipulative Stimmungsmacher ein, signalisieren Echtheit und Ehrlichkeit. Doch die Ticketpreise für Konzerte und manch kurzfristige Terminabsage entbehren längst der Grundlagen des ehrlich kalkulierenden Kaufmanns und der Nähe zum Publikum.
Die Plattenfirma hat es sich hier sehr einfach gemacht und ein Basis-Einsteigerprodukt erstellt. So entsteht der Eindruck von Fließband-Pop, der auf 32 Songs einen Wortschatz von etwa 1.000 Wörtern ausgießt. Auch wenn die Stimme ab und zu in metallische Strenge abkippt und wenig Wiedererkennbarkeit besitzt: Einige gut gemachte Titel sind dabei, die es verdient hätten, im UKW-Radio zu laufen.
14 Kommentare mit 29 Antworten
Lebkuchen und Adventskalender in den Real Regalen (gute Arbeit Souli) lassen mich kalt aber wenn die drittbeliebteste Deutschrussin (nach Kaminer und Zverev) ihre Best of veröffentlicht weiß ich .... „fuck jetzt wird es Zeit für Weihnachtsgeschenke shoppen“
Diese Tracklist...dann doch lieber Engelmanns Ikea-Poesie.
Nein...einfach Nein
LÄTSPLÄY ALLAH!
und der Rischter is dabei allah
User des Monerts, ma sagen.
Darauf einen SMÖRNOOOFF!
Nein! - Doch! - Oh!
Wer so gut aussieht darf auch solches Zeugs veröffentlichen
Dirne Helene ist Platz 8 auffa Forbes-Liste
https://www.forbes.com/pictures/5bd9e9234b…
Ich hasse Schland!
den rest finde ich eigentlich noch viel erschreckender
Dass J-Lo noch so weit oben ist, fand ich auch überraschend. Und dass Rihanna nicht viel mehr Asche als Helene macht...
helene hat halt monopolstatus und ist extrem fleißig. rihanna hat doch die letzten 2 jahre kaum was gemacht. es überrascht mich eher, dass katy perry an der spitze steht. ihr album ist ja krass gefloppt. daran sieht man, dass man als popmusiker mit alben nicht die hauptkohle macht. auch bei helene ist es ja so, dass sie ihre kohle hauptsächlich mit endorsements und konzerten generiert. solange sie weiterhin athletisch fit ist und ihre akrobatische show machen kann, wird sie weiterhin touren. im "rentenalter", so in ca. 5 jahren, bekommt sie dann eine show a la carmen nebel. ihre zukunft ist also gesichert. wohl dem, der sie heiratet
Warum sollte Helene in 5 Jahren in Rente gehen? Andrea Berg ist auch schon 80 und verdient noch Millionen.
32 Mio. $ im letzten Jahr, nicht schlecht für diese Schlagertante.