laut.de-Kritik
Schwedischer Tweepop für Ups und Downs des Alltags.
Review von Oliver Lambrecht"People are like songs, it's true." Diese Erkenntnis gibt Hello Saferide aka Annika Norlin gleich zu Beginn von "More Modern Short Stories From Hello Saferide" zum Besten. Es funktioniert aber auch umgekehrt: Lieder sind wie Menschen. Und auf dem zweiten Album nach "Introducing: Hello Saferide" gibt es gleich einen neuen Freundeskreis bestehend aus einem Dutzend sehr guter Freunde.
"I Wonder Who Is Like This One" hat das Zeug zum Lieblingsfreund, denn das Lied zeigt sich auffallend vielschichtig. Menschen werden darin zu Liedern oder umgekehrt ("A boy I once knew was an Anarchy in the UK, Burned out to quickly, but in such a beautiful way"). Nebenbei beschreibt der ruhige Dreiminüter auch die Suche nach dem wichtigsten Menschen - hier der "God Only Knows"-Typ -, der schon beim ersten Eindruck gefällt.
Einen ähnlich einprägsamen Eindruck hinterlässt "Lund". Die Nennung der Stadt im Süden Schwedens sorgt auch auf Hörerseite für Gänsehaut. Die Ich-Erzählerin versprüht jugendliche Nervosität und vertont diese Emotion mit imposantem Klavierspiel und Gesang. Nicht ganz unpassend schließt die von einer Freundin geborgte Geschichte einer Entjungferung an. "X Telling Me About The Loss Of Something Dear At Age 16" klingt wesentlich bodenständiger, aber auch desillusionierter ("You can do it better than this").
Wesentlich verzwickter kommt das Thema von "Overall", einem Duett mit Produzent Andreas Mattsson. Der Song handelt von einem Sohn, der sich plötzlich als Neonazi outet. Die verzweifelten Eltern suchen nach Erziehungsfehlern und absurden Lösungsmöglichkeiten. Hier bestätigt sich die Weisheit "Tragik ist Komik in Spiegelschrift", während ums Topic Klavier-Staccato und Harmonica arrangiert sind, das Twee-Instrument schlechthin.
Der Wechsel von der Akkustikgitarre zur verstärkten verleiht Hello Saferide im Vergleich zum Debüt mehr Dringlichkeit, raubt der Musik aber ein paar spröde Kanten. Da die erzählten Geschichten aber noch genug absurde Wendungen und explizite Inhalte enthalten, ist dies leicht zu verschmerzen. Die zwölf Tracks von "More Modern Short Stories..." sorgen für Heiterkeit und unterhalten in der Not. Gute Freunde sind so.
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