laut.de-Kritik
Folk-Bilderbuch mit Witzen und Strapazen.
Review von Alexander KrollKennst du das Maskottchen, kennst du auch die Band. Wer noch nie Iron Maiden gehört hat, wird sich ungefähr vorstellen können, wie liebevoll sie klingen, sobald er ihr Langhaar-Skelett Eddie auf dem Plattencover entdeckt hat. Für perfekte Imagepflege lässt sich Kanye West von einem coolen Teddy vertreten und Radiohead von einem Monsterbären. Was aber will eine Band wie Hermann Dune mit einem blauen, haarigen Yeti?
Vor allem Spaß haben. Mit "Strange Moosic" präsentiert das französische Folk-Pop-Duo um Sänger und Gitarrist David-Ivar Herman Düne und Drummer Cosmic Néman ein buntes Bilderbuch. Nicht nur, weil ihr Yeti namens Baby Blue auf jeder Booklet-Seite und im Musikvideo mit "Mad Men"-Star Jon Hamm zu sehen ist. Gleichzeitig versammelt das dritte reguläre Album der DIY-Band zwölf Lieder, die von Fledermäusen handeln, ungarischen Agenten und Frauen, die wie Christopher Walken tanzen.
Nur - kann Musik überhaupt lustig sein? Nicht immer gelingt es Herman Dune bei ihrem Neustart nach mehrjähriger Schaffenspause, den Funken ihrer Texte auf die Musik überspringen zu lassen. Am allerbesten funktioniert es im Opener "Tell me something I don't know", der so verspielt und präzise zugleich klingt, wie man es sonst von Cake oder I Am Kloot kennt.
Mit pointiertem Arrangement besticht auch der Titeltrack "Ah Hears Strange Moosic". Eingängige Chansons, die ihren Reiz gerade im lakonischen, melancholischen Witz finden, erklären bestens, weshalb der legendäre Londoner DJ John Peel die Franzosen zu mehr als zehn seiner Sessions einlud.
Bis "Strange Moosic" seine Qualität jedoch beim milden Blues von "In The Long Long Run" oder dem Mystery-Western "Just Like Summer" wieder findet, durchläuft das Album eine längere Durststrecke. Zu überstrapazierten Refrains wie "Be My Baby Tonight" oder "Lay Your Head On My Chest" dümpeln Herman Dune zuweilen dahin wie eine mäßige Begleitband.
"You were trying to write a new song but you couldn't find a refrain / Some sounded too shallow and others too deep", bestätigt David-Ivar bei "In The Long Long Run". Vielleicht wollten Herman Dune auch mit ihren schlechteren Songs nur einen guten Witz machen.
1 Kommentar
Wunderschöne Schluchz-Party-Combo!