laut.de-Kritik
Indie-Punk mit viel Emotion und wenig Überraschung.
Review von Connor EndtJupiter Jones haben sich vor kurzem aufgelöst, und eine neue Generation steht in den Startlöchern. Hi! Spencer ist eine dieser Bands, die - man könnte fast sagen -, musikalisch dort anknüpfen, wo Jupiter Jones aufhörten. Das Erfolgsrezept ähnelt: Indie meets Punk, ein bisschen Rebellion und eine Prise verzerrte Gitarren. Dazu die deutschsprachigen, mit viel Emotion aufgeladenen Texte.
"Nicht Raus, Aber Weiter" heißt das zweite Album der Osnabrücker, die sich in elf Songs Themen wie Selbstzweifel, Angst und Unsicherheit widmen. Bereits der Titel verweist auf eine Art Grundkonflikt: Es gibt möglicherweise keinen Ausweg aus inneren Konflikten, die Band kommt deshalb aber noch lange nicht zum Stillstand.
Musikalisch bewegen sich Hi! Spencer irgendwo zwischen Muff Potter, Kettcar und Turbostaat: Sänger Sven Bensmann trägt seine Texte in den Strophen im Sprechgesang vor, dazu ergänzt die Leadgitarre eingängige Melodien und Gitarrist Male Thiede singt im Refrain lauthals mit. Die Rhythmusgitarre unterstützt mit powervollen Akkorden. Das Schema ist bekannt und sorgt live sicherlich für ordentlich Stimmung. Auf Platte erschöpft es sich aber doch - zu geradlinig und vorhersehbar klingt das auf Dauer.
Einige musikalische Experimente gibt es dennoch - etwa der überraschende Breakdown-Einstieg bei "Tauwetter". Oder beim Song "Schalt mich ab", wenn Niklas Unnerstall einen krummen Rhythmus drummt, während seine Bandkollegen weiter die geraden Zählzeiten durchschrammeln.
Mit "Hinter Dem Mond" gelingt der Band zudem eine nachdenkliche Ballade mit Tiefgang. Gitarren untermalen die düsteren Lyrics mit stimmiger Melancholie. Solche Songs beweisen, dass sich die Band auf einem guten musikalischen Weg befindet.
Hi! Spencers Texte offenbaren an vielen Stellen Raffinesse und eine Liebe zum Wortspiel. Ein Beispiel: "Da vorne, wo die Grenze einmal war / Vertont nun der Asphalt die Autobahn" (aus "Hinter Dem Mond"). Weniger gelungene Zeilen wie "Bei Kuchen und Kaffee / Sagen wir uns leise Ade" ("Der Küchentisch") möchte man hingegen lieber schnell vergessen.
Mit "Nicht Raus, Aber Weiter" legen Hi! Spencer ein inhaltlich geschlossenes Album vor. Ein wenig mehr musikalische Innovation würde der Band aber sicher nicht schaden.
1 Kommentar mit einer Antwort
https://youtu.be/Y9ycXo7TGrE
Auch meine erste Assoziation. Doof-dreister Bandname!