laut.de-Kritik
Düstere Raritäten der finnischen Plüsch-Grufties.
Review von Alexander CordasIn Kellern findet sich so manches Schätzchen. Unter alten, bereits reichlich vergilbten Bücherstapeln taucht ab und an doch tatsächlich eine handgeschriebene, mit wunderschönen Lithographien versehene Bibel aus dem Mittelalter auf. Gibt's nicht? Ja gut, das mag eventuell etwas übertrieben sein, aber das eine oder andere Kleinod der Sammlerwut kommt beim Stöbern im Krempel doch ans Tageslicht.
Die Damen und Herren von Gun/Supersonic, der Ex-Plattenfirma der Plüsch-Grufties von Him haben auch im Fundus ihrer dunklen Besenkammer gekramt und 15 Kompositionen der Finnen gefunden, bei denen sie allem Anschein nach dachten, da ließe sich bestimmt noch der ein oder andere Rubel machen. Das könnte durchaus funktionieren, denn schließlich gibt es da draußen noch genügend Fans, die die hier versammelten Alternativ-Versionen bereits bekannter Songs noch nicht in allen Versionen und auf sämtlichen Medien ihr Eigen nennen können.
Einige Schönheiten finden sich in der Trackliste jedoch auch. Die absolut gelungene Akustik-Version von "Close To The Flame" hätte ihren Platz auf der Trackliste von "Deep Shadows And Brilliant Highlights" durchaus verdient gehabt. Ville setzt hier gerade so viel Pathos und Schmalz ein, dass es nicht peinlich wird. Sehr schön, Willie. Was hier bestens funktioniert, geht bei "It's All Tears" aber kläglich in die vollgepullerte Hose. Keine Ahnung, welche Drogen Herr Valo da konsumiert hat, aber das Pendeln zwischen tiefem Brummelgesang und Scissor Sisters-Kastratenchor hört sich verdammt nach vergewaltigter Katze im Endstadium an.
"Buried Alive By Love" besitzt durchaus einen gewissen Lagerfeuer-Charme. Valo macht diesen mit übertriebenem Einsatz jedoch wieder zunichte. Mit etwas mehr Zurückhaltung und Coolness wäre eine geile Country-Ballade dabei heraus gesprungen. So darf man lediglich den Mut bewundern, so etwas auf CD zu bannen. Diese Wurst erinnert nicht nur dezent an die Kelly Family und ihre unfreiwillige Verulkung von "White Christmas". "Gone With The Sin" kann hingegen im abgespeckten Outfit mit Cello und Violinen gefallen. Die erste richtige Überraschung gibt es dann mit "Salt In Our Wounds" auf die Ohren. Sachte Breakbeats, noisige Elemente und morbide Gitarren erschaffen im Verbund mit Villes Stimme einen Schmachtfetzen der düsteren Art.
Das Interessanteste an dieser Zusammenstellung ist die Erkenntnis, dass Ville Valos Mannen um einiges abwechslungsreicher klingen könnten, so sie denn den Mut hätten, breitere Facetten in ihren Sound einfließen zu lassen. Stattdessen exerziert die Band nun schon seit "Greatest Lovesongs Vol. 666" die immer gleiche Pop-Metal-Grütze.
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