laut.de-Kritik

Beinahe mehr Gäste als Songs an Bord der Thrasher.

Review von

Die letzten Jahre erhielten Holy Moses aufgrund der zahlreichen Wechsel in der Besetzung immer mehr einen gewissen Projekt-Charakter. Alleinige Konstante seit der Reunion ist Sabina Classen, die jedoch mit Michael Hankel seit der letzten Scheibe "Strength, Power, Will, Passion" einen Gitarristen an der Seite hat, der den Kahn mit ihr weiter auf Kurs hält.

Auch Drummer Atomic Steiff (Ex-Living Death, Sodom) ist ein alter Bekannter, der mit "Imagination" gleich mal kräftig Gas geben darf. Der Gitarrensound ist anfangs zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, könnten hier doch gut und gern ein paar Bässe mehr drin sein. Am Riff, das einem mit dem Opener um die Ohren fliegt, gibt es hingegen nichts auszusetzen.

In bester Exodus-Manier sägen sich Michael und Oliver Jaath (Reckless Tide) durch die Gehörgänge und lassen im Refrain sogar einen sehr melodischen Lead aufblitzen. Auf der Limited Edition sind sämtliche Songs durch kleine, elektronisch stimmungsvolle Intermezzi verbunden, die allesamt aus den Keyboards von Ferdy Doernberg (Axel Rudi Pell) stammen.

Das ist zwar interessant, offenbart manchmal aber auch gewisse Längen zwischen den Songs. Dennoch: So abwechslungsreich hat man Holy Moses selten erlebt. Vor allem Sabina hält ihre Shouts relativ variabel, soweit das im Bereich zwischen Shouts, Growls und Screams eben möglich ist.

Doch auch in Sachen Songwriting gibt es einige Neuerungen. Die derb nach vorne prügelnden Thrasher wie "Bloodbound Of The Damned", "Dissociative Disorder" oder "The Retreat" sind zwar nach wie vor in der Überzahl, doch bei einer Nummer wie "World In Darkness" tauchen im Refrain epische Elemente auf, die ein ums andere Mal an Arch Enemy erinnern.

Das kurze Solo ist auch nicht von schlechten Eltern, schließlich entstammt es auch Ralph Santollas Flitzefingern (Obituary, Ex-Iced Earth/Deicide). "Pseudohalluzination" weist ebenfalls einige epische Passagen auf, doch am deutlichsten sind diese Elemente bei "Schizophrenia" ausgeprägt, was nicht zuletzt am Gastgesang von Metalium-Fronter Henning Basse liegen dürfte.

Überhaupt haben Holy Moses auf "Agony Of Death" beinahe mehr Gastmusiker als Songs am Start, doch die Beiträge der Gäste sind meist kleinere Gefälligkeiten und dienen wohl kaum dem schnöden Namedropping. Mit dem bereits erwähnten "The Retreat" und dem schleppenden "Through Shattered Minds/Agony Of Death)" stehen noch zwei Bonus-Tracks auf der Limited Edition, die das Teil zusammen mit der guten Aufmachung definitiv lohnenswert machen.

Trackliste

  1. 1. Imagination
  2. 2. Alienation
  3. 3. World In Darkness
  4. 4. Bloodbound Of The Damned
  5. 5. Pseudohalluzination
  6. 6. Angels In War
  7. 7. Schizophrenia
  8. 8. Dissociative Disorder
  9. 9. The Cave (Paramnesia)
  10. 10. Delusional Denial
  11. 11. The Retreat
  12. 12. Through Shattered Minds/Agony Of Death (Outro)

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LAUT.DE-PORTRÄT Holy Moses

Was einem 1980 in Form eines "Black Metal Masters" betitelten Demos um die Ohren bläst, ist ein sehr feines Stück Thrash-Metal germanischer Machart.

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