laut.de-Kritik
Zwischen Erschöpfung und Aufbegehren.
Review von Paula IrmschlerDennis Lyxzén, bekannt von Refused, The (International) Noise Conspiracy und Lost Patrol, jetzt INVSN, hat gemeinsam mit Sara Almgren, Christina Karlsson, Anders Stenberg und André Sandström die zweite Platte der letztgenannten Band aufgenommen. Mit gerade mal sieben Songs übersteigt die Länge von "The Beautiful Stories" nur knapp die einer EP und auch sonst scheint Zurückhaltung angesagt.
Allein die Single "Immer Zu" zeigt, dass Lyxzén längst nicht mehr die Rampensau spielen muss. Im Vordergrund steht Musikerin Sara Almgren, im Video sieht man nur Frauen, er selbst ist nicht zu sehen. Eine Nummer, die auf eindrucksvolle Weise Zurichtungen im und Kampfansage an das Patriarchat vertont: "Nothing lasts forever".
Auch sonst oszilliert man ständig zwischen Erschöpfung und Nachvornpreschen. Der Sound von "The Beautiful Stories" klingt düster, bewegt sich zwischen Post-Punk, Wave und Industrial und rüttelt Dank der ambitionierten Vocals Almgrens und Lyzxéns ständig am Hörer.
"I'm alive, I'm on fire, another day", die immer wiederholte Zeile aus "The Constant War", könnte vielleicht die Überschrift dieses Kampfes sein. Eine Nummer, die sich immer weiter steigert, um wieder in sich zusammen zu fallen. "Bom Bom" ist dagegen eine astreine Postpunk-/Industrial-Nummer à la Joy Division, die in den Refrains ebenfalls ausbricht. Ein erstmaliges Verharren im melancholischen Bunker folgt mit "The Distance", trotz der eingängigen Melodie. Man denkt plötzlich an The Cure - und diese Referenz reicht bis zum nächsten Track "I Dreamt Music" an. Endlich wieder Tempo - neben besagter Single der zweite Hit der Platte.
Um der Dualität aus Aufbruch und Ernüchterung gerecht zu werden, wird dann schon in der nächsten Nummer wieder alles umgeworfen, wenn es heißt "Let's deconstruct it all" ("Deconstruct It"). Da kann einem durchaus schwindelig werden. Doch INVSN setzen mit "Love's Like A Drug" - eine Aussage, mit der wohl jeder etwas anfangen kann - noch einen drauf. Und an dieser letzten Stelle ist man sich gar nicht so richtig im Klaren darüber, ob man nun froh oder traurig sein soll, dass die halbe Stunde schon vorüber ist.
2 Kommentare
Sehr abwechslungsreich. Die Kanten sind da, wurden aber etwas klanglich poliert. Textlich paar sehr schöne griffige Slogans. Finde es unverschämt super.
Das großartige Debütalbum war deutlich eingängiger und bewegte sich eher im Dreieck New Order - Cure - Joy Division mit Einsprengseln aus dem Hause Eldritch.
Album Nummer 2 ist deutlich sperriger und eigenständiger - mir gefällt es sehr gut und finde es mit 3 Sternen deutlich unterbewertet. Von mir gibt's 5/5 ,-)