laut.de-Kritik
Eine gelungene Retrospektive der australischen Band.
Review von Alexander CordasDas allgemeine Seufzen erklingt, fällt die Sprache auf die Australier. Viel zu früh, so die einhellige Meinung, verstarb Michael Hutchence anno 1997. Auch wenn die Band bis kurz vor seinem Tod nicht mehr die ganz großen Hits hatte, hätte sie doch durchaus noch für Überraschungen sorgen können. Aber was hilft das Lamentieren? Nicht so arg viel, meinte wohl auch die um den Posten am Mikro verwaiste Combo und wirft sich für die Restrospektive "I'm Only Looking" mächtig ins Zeug.
Auf zwei DVDs kommt nun das Vermächtnis von INXS daher. Teil eins besteht aus sämtlichen Clips zu ihren Singles, immerhin 25 an der Zahl. Gespickt mit Kommentaren der Bandmitglieder gerät die Videokollektion zu einer launigen Zeitreise. Angefangen beim Low Budget-Clip zum wavig angehauchten "Just Keep Walking" bis hin zu ihren letzten Singles mit Hutchence am Mikro lässt sich der Weg von INXS schön nachzeichnen. Erst mit der Zeit konnten sie ihr eigenes musikalisches Profil und ihr äußeres Erscheinungsbild heraus bilden. Witzige Anekdoten über Umstände der einzelnen Drehs, neu eingesetzte Aufnahmetechniken und Effekte überbrücken die Pausen. Wie es sich für eine vernünftige DVD-Produktion gehört, kommt der Sound - selbst bei den alten Aufnahmen - im schnittigen 5.1. aus den Boxen geballert, was nicht zuletzt bei Bass-Granaten der "Listen Like Thieves"-, "Kick"- und "X"-Ära eindrucksvoll wirkt.
DVD Nummer zwei hält einige Bonbons parat, die selbst eingefleischte INXS-Fanatiker noch zu Jubelstürmen hinreißen lassen. Konzertausschnitte von 1980 bis 1997 unterstreichen noch einmal parallel die Bandgeschichte. Von Vokuhila-Frisurenkatastrophen der Achtziger bis zu den gesetzteren Musikern des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts sparen INXS kein Kapitel der Bandgeschichte aus. Da darf natürlich auch das grenzgeniale 1991er Konzert im Wembley-Stadion vor über 70.000 Zuschauern nicht fehlen. Was die Australier dort mit den Massen veranstalteten, spottet jeder Beschreibung. Gänsehaut-Feeling ist garantiert.
Ein Remix-Kapitel bietet alternative Versionen von "Suicide Blonde", "Bitter Tears", "Disappear" und "By My Side", die zwar mal gehört werden können, aber nicht unbedingt zum wichtigsten gehören, was das Thema Neubearbeitungen angeht. Interessanter sind da schon die Clips für Tracks von "Full Moon, Dirty Hearts", die von Studenten auf experimentelle Weise angefertigt wurden. Interviews, eine leider nicht steuerbare Fotogalerie und bislang nicht veröffentlichte Aufnahmen runden ein gelungenes DVD-Pack ab.
Noch keine Kommentare