laut.de-Kritik
Dark Aristocratic Metal und eine 110-jährige Stimme.
Review von Michael EdeleIch bekomm unangenehmes Ziehen am Sack, wenn mir noch mehr Bands oder Promofuzzies mit sinnlosen Kategorien ankommen, nur weil sich eine Formation mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Viking Metal lass ich ja noch durchgehen, aber Pirate Metal war schon Schwachsinn, und Dark Aristocratic Metal ist an Sinnlosigkeit kaum zu toppen.
Engländer halt. Die hatten ja schon immer eine Vorliebe für Exzentrik. Dem steht auch der Cradle Of Filth-Livegitarrist Charles Hedger in nichts nach, der sich hier den Namen Mr. Charles Edward-Alexander gegeben hat. Zusammen mit Bassist Mr. David Bryan, der auch für das lyrische Konzept verantwortlich zeichnet, hat er 2007 Imperial Vengeance ins Leben gerufen, das zunächst nur als Studioprojekt geplant war. Mr. Bryan lässt sich dabei lyrisch über die Glanzzeiten des Britsh Empire aus und bezieht dabei dessen Militärgeschichte, Theater, Literatur und Mythologie mit ein.
Musikalisch wird das alles in eine Mischung aus Dark Metal, symphonischen Black Metal und einem Schuss Death Metal gekleidet. Cradle Of Filth knattern mit The Vision Bleak oder so ähnlich, also mächtig ambitioniert, streckenweise durchaus interessant, aber weitgehend in bekannten Bahnen. Das ist von den Akteuren wohl auch nicht anders beabsichtig. Die positiven Reaktionen nach der EP "Death: August & Royal" von 2008 waren für das Duo selbst überraschend. Ihnen geht es allein um gute Songs, nicht um Innovationen.
Selbst wenn man sich streckenweise vor schrecklichen Keyboardsounds gruselt, gelingt es den Briten immer wieder, in den ruhigen Passagen für richtig gute Stimmung zu sorgen. Dazu trägt wie im Titeltrack ein Sprachsample des 110 Jahre alten Soldaten Harry Patch bei, welcher als letzter Überlebende im 1. Weltkriegs mitgekämpft hat. Oder im Intermezzo "From Childhood's Hour" das Ticken der Standuhr.
Von diesen wiederkehrenden ruhigen Momenten abgesehen, zeigen sich Imperial Vengeance über weite Strecken von ihrer ruppigen Seite und geizen dabei nicht mit Double-Bass, harten Gitarren und entsprechenden Growls bzw. Screams. Klargesang bleibt zumeist außen vor. Für Melodien sind im Fall der Fälle eher die Gitarren oder Keyboards zuständig. Das reicht im Prinzip vollkommen. Anspieltipp: "Trinovantes".
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