laut.de-Kritik
Entwicklungsstop in der Innovationsfabrik.
Review von Manuel BergerEigentlich war ich immer ein Fan der "neuen" In Flames. Die Schweden durchliefen über Jahre hinweg eine kontinuierliche Entwicklung, deren Richtung zwar nicht jedem gefallen mag, die die Musiker jedoch konsequent beibehielten.
"Siren Charms" hat leider das Problem, dass diese Entwicklung hier schlagartig aufhört. Vielleicht dachten In Flames, dass sie mit "Sounds Of A Playground Fading" ihr vorläufiges Ziel erreicht haben. Jedenfalls verzichten sie auf dem aktuellen Werk auf jegliche neue Ansätze, loten lediglich bestehende Parameter weiter aus.
Während der gesamten Lauflänge wird man das Gefühl nicht los, hier eine reine Resteverwertung zu hören. Allein der Opener klingt wie die kleine Schwester von "Deliver Us". Der Synthieanfang. Das pulsierende Riff. Dazu noch das schneidende Klirren aus "Where The Dead Ships Dwell". Ist das eine gewollte Referenz oder aus Demos zusammengeschustertes B-Seitenmaterial?
Egal wie man es dreht und wendet: Sämtliche Songs kratzen im Vergleich mit "Sounds Of A Playground Fading" einfach grandios ab. Das fängt bei weitaus weniger zwingenden Riffs an und endet bei gestückelten, teils geradezu halbfertig wirkenden Songstrukturen.
Die Refrains erweisen sich noch immer als griffig. Doch auch sie schlagen lange nicht mehr mit solch einer Wucht ein, wie es zum Beispiel "Fear Is The Weakness" tat. Einzig "Everything Is Gone" bildet da eine Ausnahme. Doch selbst diese Hook mutet eher bemüht als natürlich an.
Irgendwie wirkt es, als wäre bei allen Beteiligten die Luft raus. Björn Gelotte zaubert zwar immer noch einen Lead nach dem anderen, doch selbst diese büßen enorm an Wiedererkennungswert ein. Anders Fridén klingt stellenweise fast gelangweilt und insgesamt deutlich weniger aggressiv.
Mit Experimenten können In Flames anno 2014 anscheinend wenig anfangen. Überraschungsmomente gibt es so gut wie keine. Abgesehen von dem kurzen Augenblick der Befremdung, wenn in der Mitte des Albums plötzlich eine Dame das Mikro übernimmt. Das Duett funktioniert bis auf den operesken, vom Rest des Tracks fein säuberlich isolierten Ausklang erstaunlich gut. Verständlich, wenn man hier sofort an "Dead End" denkt, doch mit dem "Come Clarity"-Titel hat "When The World Explodes" nur oberflächlich etwas zu tun.
Zumindest lässt sich nach mehrmaligen Durchläufen eine leichte Steigerung der Songs feststellen. Denn schlecht ist kein einziger von ihnen, das sei unbedingt betont. In Flames verstehen ihr Handwerk – gar keine Frage. Nur leider müssen sie sich nicht nur an anderen Bands, sondern vor allem an sich selbst messen lassen.
Angesichts der eigenen Diskographie kommt "Siren Charms" einfach nicht über den Status "solides Übergangswerk" hinaus. Hoffen wir, dass es tatsächlich ein solches darstellt und beim nächsten Mal die Inspirationsmuse wieder etwas gnädiger gestimmt ist. Denn statt Innovatoren des Göteborg-Styles höre ich auf "Siren Charms" eher die Nickelback des Melo-Death.
6 Kommentare mit 4 Antworten
Ich muss sagen das Album is deutlich besser als die beiden Vorabsongs es vermuten ließen, vor allem die ersten drei Lieder knallen richtig. Auch mit „Through Oblivion“ hab ich mich inzwischen angefreundet. Der Rest ist solide, „When the World explodes“ ist gewöhnungsbedürftig aber ok, „Dead Eyes“ is arg weinerlich, da hat mich sowas wie „Where the dead ships dwells“ wesentlich besser gefallen.
Auch würd ich sagen dass das Album ein stück erdiger ist als noch SoaPf, zumindest hat man dem Schlagzeug deutlich mehr Raum gelassen und auch Friden klingt aggressiver. Kein Meilenstein hust The Jester Race, wird’s bald? hust aber ein solides stück Metal das ähnlich wie SoaPf Spaß macht.
Ja, die ersten Songs knallen gut. Nein.. supertoll ist es nicht. Wertung geht i.O. wie ich finde. Habe ich auch mit gerechnet. Einige Songs passen einfach nicht zu IF.
Zum Glück bin ich aus dieser Phase raus...
Ich finde "The Jester Race" noch immer geil. Alles neuere aus den letzten paar Jahren war dagegen eine ziemliche Enttäuschung.
Jo, Reroute To Remain zieht auch ordentlich. Auch nach all den Jahren noch...
mein Favorit ist Soundtrack to your Escape.
In die beiden Alben muss ich mal reinhören.
Das "Soundtrack..." Album ist für mich der Anfang vom Ende, alles davor war super!
through oblivion ist einfach nur schrecklich. der schlechteste song, den in flames geschrieben haben. und ich hab ihm wirklich viele chancen gegeben. ansonsten ist das album ok. habe schlechteres erwartet, dann ist es aber doch wieder das am wenigsten gute was sie bisher rausgebracht haben meiner meinung nach.
das album ist echt in ordnung solide 4/5 gehen schon klar. wer mit weichspülargus kommt sollte erstmal slipknot auf verdiente 2/5 runterranken mit ihrem kasperle theater und nen selbstarsteller als pappnase mit fettem mic vorm maul