laut.de-Kritik

Durchgestylt wie die Klamotten von In-Modeketten.

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Man schrieb das Jahr 2011, als Is Tropical mit ihrem Debüt "Native To" einen kleinen Hype auch außerhalb der tanzversessenen Indie- und New Rave-Kreise auslösten. Dafür sorgte vorrangig das fulminante Video zum Song "The Greeks", das der ganz netten Musik den entscheidenden Farbtupfer verpasste. Zwei Jahre später melden sich die Londoner mit dem Sequel "I'm Leaving" zurück.

Nach wie vor veröffentlicht die Band auf dem Pariser In-Label Kitsuné, nach wie vor verfolgt sie das Konzept des Gesamtkunstwerks. Der minimalistisch-eingängige Synth-Track "Dancing Anymore" erhielt ein Video der Marke Clip des Jahres auf den Leib geschneidert. Musik allein kann ja gar nicht allein das Wesentliche sein bei einer Band, die sich bis vor kurzem Jutebeutel über die Häupter stülpte und bei einem Label unter Vertrag steht, das viel Wert auf das eigene Lookbook und den eigenen Mode-Shop legt.

In dieser Hinsicht steht "I'm Leaving" dann wohl eher fürs klassische, schwarze Sakko mit weißem Hemd und schmaler Krawatte: Eine sichere, oft handzahme Nummer ohne viele Kanten. Selbst der Bass benimmt sich – anders als auf der im Frühjahr erschienenen Elektro-EP "Flags". Da ist zum Beispiel "Lilith", das etwas punkig sein will, mit seinem wave-artigen Gitarren-Intro. Das Stück plätschert danach vor sich hin, und so taugt es am Ende weniger als Club-, sondern eher als Hintergrundmusik in avantgardistischen Modeboutiqen.

"Cry" macht es da schon anders. Anfangs sträuben sich die Gitarren, klingen wie ein Schwarm aufgebrachter Bienen, dann prescht der elektrische Bass direkt nach vorn. Uptempo wechselt sich mit sachten Breaks ab. "Tough boys do cry": Die Cure-Reminiszenz ist eines der Highlights der Platte.

Ähnlich verhält es sich mit "Sun Sun", ein kurzweiliges, rhythmisches Treiben in Dance-Punk-Manier. "All Night" und "Toulouse" gehen dagegen sofort ins Ohr. Durchaus gut gemachter Pop der Sorte OK Go. Ein bedrohliches Wabern, gefolgt von sachter Beach-Gitarre und balladenartigen weiblichen Vocals läuten den Schlusstrack "Yellow Teeth" ein, der erst zum Ende seiner sieben Minuten Schwung aufnimmt.

Schließlich bereiten transzendente "Uuuh"-Chöre ein unterhaltsames Ausfransen. Noch so ein Glanzpunkt zum Schluss. Blumenmotive auf dem Cover verkünden es von Beginn an: "I'm Leaving" ist so durchgestylt wie die Klamotten von In-Modeketten. Hier mal etwas Elektro und Glam, da mal etwas Vintage und Punk, so dass sich niemand daran schneidet.

Trackliste

  1. 1. Lover's Cave
  2. 2. Dancing Anymore
  3. 3. Lilith
  4. 4. Leave The Party
  5. 5. Cry
  6. 6. Sun Sun
  7. 7. Video
  8. 8. All Night
  9. 9. Toulouse
  10. 10. Yellow Teeth

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