laut.de-Kritik
Vorhänge zu! Die Sonne bleibt draußen.
Review von Daniel StraubDas erste Album ist den Stunden zwischen Tag und Nacht gewidmet. Minimalistische Techno-Sounds für die Zeit nach dem Club, den Chill Out der Afterhour. Fein säuberlich sind die Klänge ausgewählt, die JPLS für "Twilite" in seinen Rechner programmiert hat. Mit sachtem Hall belegte Sounds machen einen guten Teil der dunklen Stimmung aus, die sich als Konstante durch alle Tracks des Longplayers zieht.
Industriell und artifiziell ist die Atmosphäre in die die Zuhörer bei "Twilite" schnell abtauchen. Das Album ist kein Soundtrack für die frühmorgendlichen Sonnenaufgänge. Das Mischlicht, das entsteht, wenn der Morgen ins das mit Vorhängen abgeschottete Zimmer dringt, ist die Welt, in der die Tracks von JPLS zu Hause sind. Zurück genommen und auf sich selbst bezogen, zeigt sich der Minimalismus des amerikanischen Techno-Produzenten.
Mit richtigem Namen heißt JPLS Jeremy Jacobs und kommt aus dem US-Bundesstaat Indiana. "The Crossroads Of America" steht dort auf den Nummernschildern. Und ganz so isoliert, wie es zunächst den Eindruck macht, ist die Musik von JPLS längst nicht. "Green 01" erinnert mit seiner klar in den Raum gestellten Melodie, seinen fein entwickelten Groove und dem beinahe schon positiven Drive stark an die Produktionen des Iren Donnacha Costello.
In anderen Momenten gibt sich Jacobs verschlossener, lebt seinen "Twilite"-Blues in mitunter entrückten Rhythmus-Konstellationen aus. Oder er taucht von Echolot-Sounds getragen in die Tiefen seiner Psyche ab. "Twilite" versucht nicht zu gefallen. Es ist ein Album für Techno-Spezialisten, die sich für sauber produzierte und handverlesen ausgewählte Sounds begeistern können.
Wenn sich diese Tracks ab und an für die Tanzfläche eignen, so ist dies wahrscheinlich das Maximum an Popappeal, das sich JPLS gerade noch zugesteht. In Richie Hawtin, der in seiner Karriere ebenfalls mit viel Konzequenz seine Ideen in Sounds umgesetzt hat, fand Jacobs den geeigneten Unterstützer. Auf Hawtins Minus-Label ist auch "Twilite" erschienen.
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