laut.de-Kritik
Warum immer nur alles kaputt machen und drauf hauen?
Review von Jasmin LützEin Jahr lang haben sich Ja, Panik Zeit gelassen, um gemeinsam mit Produzent Tobias Levin in Hamburg und Berlin an "Libertatia" zu arbeiten. Die hochgelobte Band aus Wien präsentiert nach Schrammel-Gitarren und Rotz-Genöle nun Futter für 80s-Fans. Gleich zu Beginn lässt die Single-Auskopplung das Synthie-Herz höher schlagen: "Libertatia" steht für eine glücklichere Existenz, ein anarchistischer Ort, von denen viele nur träumen.
Wild zitieren die Jungs aus der Pop- und Rockgeschichte und sind insgesamt gar nicht mehr so panisch und manisch unterwegs, sondern eher ruhiger, positiver und fast schon vergnügt. Sowohl musikalisch, als auch in deutscher, englischer und sogar französischer Sprache zelebrieren Ja, Panik ihre Zeilen: Oh là là, "Au Revoir", Auf Wiedersehen und Goodbye.
Aus "All Cops Are Bastards"("ACAB") werden "All Cats Are Beautiful". Warum immer nur alles kaputt machen und drauf hauen? Mit "Libertatia" darf auch mal die Samtpfote gehoben werden. Das hätte Klaus Cornfield nicht besser schnurren können. Zum Tanz wird man immer wieder aufgefordert ("Dance The ECB"), worauf man sich gerne einlässt: "Swing die Staatsfinanzen, sing ihnen ihre Melodie – zwing sie zum Tanzen."
Ja, Panik lassen die Hamburger Schule hochleben und injizieren ihrem Sound gehörig Wave-Pop ("Post Shakeytime Sadness"). Ein richtiger Überhit bleibt zwar aus, aber in "Libertatia" steckt viel Liebe drin. Mancher mag sich auf Dauer vielleicht ein bisschen am Deutsch-/Englisch-Getwitter stören, ansonsten dürften Ja, Panik einigen Menschen die schönste Pop-Platte des Jahres bescheren.
6 Kommentare mit 2 Antworten
Bei Tobias Levin im Studio würd ich gern mal Mäuschen spielen. Der hat ja wohl vor der "Libertatia" noch eben schnell "Die Unsichtbaren" von Messer produziert. Zwei völlig unterschiedliche Klangkosmen, aber in beiden Fällen wunderbar stimmig arrangiert und die Intention der Band mit dem jeweiligen Werk sauber herausgeschält.
Bin mir noch unschlüssig, ob ich es zu früh für Ja, Panik finde, textlich (aber hier vor allem musikalisch) die Samtpfote auszupacken. Die sind doch vor allem dann immer gut gewesen, wenn's beim anhören ordentlich scheppert und beim drüber nachdenken neue Furchen in die Hirnrinde zieht. Erst dachte ich noch, sie spielen das altbekannte "Bitterkeit im Zuckerpopmantel"-Spiel, aber in vielen Texten kann ich eine ironische Distanz bisher noch nicht entdecken - und somit bleibt's für's Erste überraschend versöhnlich.
Ja, soulburn fasst das gut zusammen. Nur dass mir die Umstellung auch gut gefällt.
Ich fand' die weniger anschmiegsamen Vorgänger auch sehr sehr toll (und im Endeffekt auch besser als Libertatia), aber trotzdem empfind' ich das als gar keine so schlechte Entwicklung.
der hat "Messer" produziert ?? nettes background, thx, ist auch ne sehr schöne scheibe... ansonsten, vorposter hams schon passend formuliert !
aber alter falter, das video is n brüller....
...lebt vor allem durch seinen ungehemmten Einsatz bombastischer Spezialeffekte.
Depp...;)
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Hat er nicht auch Stücke auf der neuen Slut produziert?