laut.de-Kritik
Verheddert im neuen Popgewand.
Review von Connor EndtAls James Vincent McMorrow vor guten zehn Jahren sein Debüt veröffentlichte, hagelte es noch Vergleiche mit dem verträumten Barden Bon Iver. Auf "Grapefruit Season“ hat Mr. Morrow nun die Welt der Synthesizer und Pop-Tunes für sich entdeckt. Der Folk der Anfangstage ist passé, fortan experimentiert der irische Musiker mit gepitchten Vocals und Kinderchören ("Paradise“), übereinander geschichtetem Gesang ("Planes In The Sky“) und Vocoder ("Headlights“). Geblieben ist eigentlich nur das McMorrow'sche Falsett.
Das Experiment geht nur bedingt auf. Als reine Instrumentals könnten die neuen Songs auch die Basis für den nächsten R&B-Hit bilden. Die Beats haben Punch, die Pads klingen wunderschön, nur wirkt McMorrows Gesang teilweise seltsam deplatziert und dünn in diesem neuen Klanggewand.
Mitten in der Tracklist dann ein Bruch: "Waiting", "We Don't Kiss Under Umbrellas Like We Used To" und "Poison To You" erinnern mit ihrem stark reduzierten Arrangement (Akustikgitarre beziehungsweise Piano) wieder sehr an seine Anfänge. Hier glänzt der Musiker wirklich, die Stücke wirken um einiges authentischer und emotionaler als die Formatradio-Versuche zu Beginn der Platte.
Prinzipiell ist es ja unbedingt eine gute Sache, wenn Künstler*innen stetig am eigenen Sound und Ausdruck schrauben. Nur ist McMorrow eben nicht Drake. Und eine cheesy Pop-Platte à la MGMT oder Portugal. The Man zaubert er auch nicht aus dem Hut. Stattdessen bekommt man als Hörer*in gut gemachte, aber ebenso beliebige Stücke serviert: hier ein bisschen Klaviergeklimper, da eine gezupfte E-Gitarre, dazu mehr oder weniger spannende Rumpelbeats. Bei vierzehn Songs Gesamtspiellänge gestaltet sich das Anhören so wie der Biss in die titelgebende Grapefruit: irgendwie ziemlich sauer.
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