laut.de-Kritik
Melodieseliger Electrofolk mit dezent pumpenden Beats.
Review von Christoph DornerJames Yuill ist zum Glück ein Nerd, er sieht schon so aus. Ein Endzwanziger mit schlacksiger Statur, Wuschelhaaren, Hornbrille und mit Sicherheit jeder Menge Sitzfleisch für das Werkeln am Laptop. Anders ist die Entstehung seines schönen Debütalbums "Turning Down Water For Air" auch nicht zu erklären.
Yuill gehört offensichtlich in den Sack der Folktronicer gesteckt, in dem neben Patrick Wolf, Jape und Jeremy Warmsley noch reichlich kreatives Vakuum vorhanden ist. Dabei belässt er es nicht beim simplen Anwerfen einer maschinellen Boombox, sondern hat für das Folk-Gerüst seiner Songs einen elektronischen Klangteppich mit dezent pumpenden Beats zusammen gezimmert.
Weil der Nerd in seinem tiefsten Inneren mehr Elegiker denn Aggressor ist, schmeicheln sich die zwölf Songs nebst Yuills sanftem Gesang, der entfernt an Nick Drake erinnert, unaufdringlich in die Gehörgänge und machen dort Balladen-Disco. Dabei klingen "Left Handed Girl", "No Pins Allowed" und "No Surprise" wegen ihres Schmisses zuweilen sogar nach längst überfälligen neuen Hits von The Postal Service.
Wie geerdet das Ein-Mann-Projekt aus dem südenglischen Eastbourne aber gleichzeitig ist, zeigt insbesondere das wunderschöne "How Could I Lose" mit seinen Folk-Pickings und Cello-Unterstützung. An einer Stelle, "Head Over Heels", probiert sich Yuill auch mal an verwaschenem Freak-Folk, ohne aber seine melodieselige Aura ganz abstreifen zu können. Es ist auch besser so.
Mit dem Album platziert sich Yuill jedenfalls taktisch geschickt am Wegrand von den Kings Of Convenience rüber zu New Order. Und da müssten eigentlich täglich einige Leute vorbeikommen, die auch ein Herz für Nerds haben.
12 Kommentare
ne ist nicht mein dingen , also nicht meine richtung, kann ich nichts mitanfangen , klingt irgendwie unausgereift.
dann verpiss dich doch einfach und hör "every you every me".
pah, wunderbares album, circa nick drake neuer frontmann von postal service.
überragend.
Hmm, placebo beschreibt seine Posts.
Sehr schön, die elektronischen Arrangements gefallen mir gut.
I'm your right handed man, you're my left handed girl
Stimmt, Hellmuth "oomphie" Karasek fehlt.
edit: Ich bin auch ziemlicher Placebo-Fan...
"ein Herz für Nerds" ist ja ein goldiger Spruch ... die ganze Richtung ist jedenfalls wirklich vielversprechend.
Ach so heißt der!! Habe den neulich im Radio gehört, wo er auch fest umworben wurde, und dann wollte man mal genauer reinhören, aber wie kommt man ohne Hilfe auf diesen Namen?
James Hewel, James Jewel? Alles falsch, aber jetzt habe ich es herausgefunden!
This sweet love ist auf jeden Fall schon einmal grandios!