laut.de-Kritik

Der Ex-Grandaddy setzt auf unaufgeregte Schönheit.

Review von

2006 verkündet Jason Lytle mit der Platte "Just Like The Fambly Cat" das Ende des Musizierens mit seinen einstigen Kollegen von Grandaddy und zieht sich frustriert in die Einsamkeit Montanas zurück. Aus der Zeit stammt dieses Soloalbum, auf dem er erstmals alle Instrumente selbst eingespielt hat.

Es verwundert kaum, dass er mit Keyboard, Gitarre, Bass, Schlagzeug und elektronischen, psychedelischen Spielereien nach wie vor klingt wie Grandaddy, aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass "Your's Truly, The Commuter" von einer Sanftmut durchzogen ist, die bei aller klanglichen Vielfalt Irritationen oder Brüche nur andeutet.

Das Albubm mutet wie eine Werkschau der Band an, die nur die melancholischeren Momente berücksichtigt. Auf die vom Synthesizer generierte Flächigkeit verzichtet Lytle auch hier nicht. Dennoch ranken sich die Arrangements weitaus geschmeidiger an die elegischen Melodielinien und den zärtlichen, immer etwas verhuschten und fragilen Gesang.

"So take a day off, keep it to youself/ because I don't wanna see anybody else/ I may be limping/ but I'm coming home", singt er bezeichnenderweise im Opener und Titeltrack. Mit kerniger Basslinie, über die sich Orgelklänge und Synthie-Streicher legen, einsetzender E-Gitarre und erweichenden Ahaa-Backgroundgesängen gelingt Lytle ein wunderbarer Einstieg.

Stücke wie "Brand New Sun", "Ghost Of My Old Dog", "Rollin' Home Alone" oder "You're Too Gone" basieren auf der akustischen Gitarre, verdichten sich instrumental zunehmend, ohne sich aber eruptiv zu entladen. Darin mag sich die neue Genügsamkeit Lytles widerspiegeln, mit der er aber immer noch mehr kreativen Indierock-Charme verströmt als viele seiner Kollegen.

Aus dem elektronischen Nebel in "I Am Lost" oder "Fürget It" entspringen trübe, zur Klassik tendierende Pianotupfer und Synthie-Einlagen zur Untermalung melodramatischer Melodien; und zärtlicher wie zum Klavierwalzer in "This Song Is The Mute Button" oder dem pompösen "Flying Through Canyons" klang Lytle nur selten.

Nur einmal setzt er mit "It's The Weekend" mit dem rasanten Stakkato-Spiel der E-Gitarre, das er mit fiependem Synthesizer ergänzt, auf eine andauernde schräge Rock-Dynamik, die das Wochenende aufgeregt einläutet.

Und wieder findet er in der abschließenden, mit artifiziellen Streichern unterlegten Pianoballade "Here For Good" die richtigen Worte: "I change locks to my thoughts/ and sudden death is just boring/ So I am here for good". Und das ist auch gut so, weil Jason Lytle mit diesem Werk ein durchgängig hörenswertes und intimes Solowerk vorgelegt hat, dessen Schönheit gerade in seiner Unaufgeregtheit der einnehmenden und pointierten Klanglandschaften liegt. Der sentimentale Alleingang hat ihm zweifellos gut getan.

Trackliste

  1. 1. Yours Truly, The Commuter
  2. 2. Brand New Sun
  3. 3. Ghost Of My Old Dog
  4. 4. I Am Lost (And The Moment Cannot Last)
  5. 5. Birds Encouraged Him
  6. 6. It's The Weekend
  7. 7. Fürget It
  8. 8. This Song Is The Mute Button
  9. 9. Rollin' Home Alone
  10. 10. You're Too Gone
  11. 11. Flying Thru Canyons
  12. 12. Here For Good

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