laut.de-Kritik
Teutonisch-provinzieller Mief von der "deutschen Antwort" auf Britney Spears.
Review von Alexander CordasWie man aus einer unbegabten Schauspielerin und mäßig talentierten Sängerin flugs ein multimedial präsentes Produkt macht, haben die letzten zwei Jahre gezeigt. RTL formte aus der Biederfrau Jeanette die "deutsche Antwort" auf Britney Spears. Mal ganz abgesehen davon, dass ebendiese wohl noch keine Frage gestellt hat, auf die Deutschland anworten müsste, klaffen hier schon Anspruch und Wirklichkeit meilenweit auseinander.
Klar, der Sülz, der den Weg auf Platte gefunden hat, wirkt auf den ersten Blick perfekt. Aber nur auf den ersten. Die Unsitte, klassische Elemente in popmusische, Ideenlosigkeit übertünchende Kompositionen einzubauen hält bei "How It's Got To Be" Einzug, was dem lahmen Track auch nicht wesentlich auf die Sprünge hilft. Im Vergleich zum Rest des Albums ist die Single aber der Oberkracher. Im weiteren Verlauf wird internationaler Standard vorgegaukelt. Jedoch regiert teutonisch-provinzieller Mief, der auch textlich in Dieter Bohlen-Gefilde vorstößt: "We're having some fun, we'll bring on the sun, we're feeling so strong ..." Yeah! Shakespeare würde einen Salto schlagen. Mortale wohlgemerkt.
Musik als reines Unterhaltungsmedium zu sehen ist sicher kein Verbrechen. Bei schablonenmäßiger Ausführung mutiert sie aber dann doch zum Straftatbestand und der ist hier fünfzehnmal eindeutig gegeben. Plagiat hier, Abkupferei dort. Alles schon drölfmal dagewesen. Hochgelobt wird ja Biederfraus stimmliche Potenz. Bei dem Knöpfchendreh-Wahn und Vocoderismus muss man sich aber ernsthaft fragen, ob auch hier der Wunsch Vater des Gedanken ist. Lächerlicherweise hat sie sich auch nicht entblöden lassen, "Amazing Grace" im A Capella-Outfit mit furchtbar schwarzem Gospel-Background auf Album Nummer zwei zum zweiten Mal darzubieten. Na is ja egal, passt ja hervorragend zum pathetischen Amerika-Solidarismus. Man muss befürchten, dass hier der Sprung über den Teich vorbereitet wird. Nicht auszudenken, die Amis würden denken, dass das hier Top Of The Pops in Deutschland sei ... zum Gruseln. Auch im ausgehenden Jahr 2001 heißt das Motto also: Gute Zeiten, schlechte Platten.
Wem der musikalische Output herzlich egal ist und meint, im Booklet einige verführerische Bildchen zu finden, dem sei gesagt: die Frau ist schon vergeben. Auf einem Bild hat sie den Namen des Mannes auf ihre Hot Pants sticken lassen. Ihr Angebeteter ist Franzose und heißt Jean Ette.
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