laut.de-Kritik
Der Kindergarten-Kleinkunstpreis geht an ...
Review von Yan VogelJenix kennen die richtigen Leute (Silbermond, H-Blockx), das gehört im Business dazu. Gleichzeitig haben die Twens im Laufe ihrer mittlerweile achtjährigen Karriere gezeigt, dass sie Bock darauf haben, mit ihrer Musik ein festes Standbein in Zeiten von Teilzeitarbeit und Praktika zu etablieren.
Zu diesem Zweck bedient man sich des arg begrenzten Fundus des Girlie-Poprock. Das ist dann doch zu arg auf Nummer sicher. In einer musikalischen Sparte, in der eine Fluktuation herrscht wie beim täglichen Unterhosenwechsel, schlägt die Simplizität schnell in Langeweile um, so die Vorurteile. Doch weit gefehlt!
Der Opener "Catch Fire" ist schnörkellose Rockmusik und weiß zu gefallen. Da können sich Billy Talent fast schon ne Scheibe abschneiden. Die Musik treibt nach vorne und klingt für große Fankreise affin, ohne anbiedernd zu wirken.
Danach folgt leider bereits das musikalische Einmaleins und lyrische ABC, mit dem sich US-Kapellen wie Paramore schon mit 16 die Rente vergoldet und einheimische Acts wie die Guano Apes oder die US-Hipster No Doubt die thoughe Frontfrau etabliert haben.
Fast jede Nummer beginnt balladesk, bleibt austauschbar und endet unspannend. Wie so oft werden pubertär aufkeimende emotionale Chaoszustände, die durchaus ein Ventil benötigen, durch eine solche Gefühlshascherei und Balladen-Konventionen nicht auf den Punkt gebracht, sondern karikiert. Sängerin Jenny Bötcher kann sicherlich gut singen, doch Autotuning und eine aufgesetzte Rotzgören-Röhre machen jegliche Stimmcharakteristik zunichte. Die Fokussierung auf Frontfrau Jenny geht zudem sehr zu Lasten eines ausgewogenen Bandgefüges. Verschwimmt der Rest der Band in einem Sumpf aus Marketingstrategien und gesichtslosen Nachgeklimper konventioneller Rocknummern.
Der Begleitband kann man rein technisch sicherlich keinen Vorwurf machen. Wer jedoch eine Big Band-Vergangenheit hat und nun nur noch Schrammel-Gitarren schreddert, die Snare auf die zwei und vier platschen lässt, mit dem Bass nur auf den Achteln rumreitet und null Dynamik verbreitet, sollte sich durchaus fragen, ob der Spaß von damals nicht doch dem Rumgepose von heute vorzuziehen wäre.
Fast schon bezeichnend, dass die erste Single "Picture" aus der Feder von Tom Lüneburger stammt. Nicht, dass dieser Song ein Meisterwerk wäre, aber scheinbar ist man sich bezüglich der eigenen Stärken unsicher. Jenix haben sich dazu entschieden mit gesichtslosen, englischsprachigen Poprock kurzfristigen Erfolg zu erzielen. Ob das Produkt den nächsten Vampir-Hype überlebt, scheint fraglich.
Der Kindergarten-Kleinkunst-Preis geht dennoch nicht an die Band aus Zittau, auch weil auf der zweiten Album-Hälfte noch ein Abiparty-Tanzflächenfeger wie "Soulmate" aufwartet und man die Hoffnung bei dieser Band noch nicht aufgeben hat, dass sie sich auf dem nächste Output eher in Richtung Die Happy denn Christina Stürmer orientiert.
3 Kommentare
Musikgeschmack in allen Ehren, aber ich frag mich wie beschränkt man sein kann, einen Autor, der hauptsächlich Alternative, Rock und Metal rezensiert ein Popalbum rezensieren zu lassen.
Dass da kein gutes Haar an der Musik bleibt ist doch vorhersehbar. Kurz die Bandbio durchlesen und meinen, man kennt Hintergründe der Band und der Texte ist eher gewagt denn professionell.
Habe von Laut.de nichts anderes erwartet als das.
Gute und wichtige Rezi! Gerade bei diesen Retortenbands und Alben ist es wichtig, dass auch Aufklärung betrieben wird. Die Jugend mß wissen was hinter solchen "Produkten" steht und wie diese funktionieren, bzw. funktionieren sollen. Im Hintergrund ziehen Ghost Writer, Produzenten etc. die Fäden. Alles sehr unschön. Diese Band fällt mir gerade durch extrem einfalltsloses Radiosongwriting auf. Da haben die Macher keinen guten Job gemacht, vor allem die Texte ei ei ei, das schmerzt. Na ja, da kann man nur hoffen, dass es alles nicht funktioniert.
Leider gaaaanz schlecht recherchiert. Die erste (und einzige) Single der Band war "Here we go again" und nicht wie behauptet "Picture". Dass diese Band eben nicht wie von FloP beschrieben daherkommt wird deutlich wenn man sich die Mühe macht und mal ordentlich recherchiert. Einfach traurig dieses Schulbadendenken, vor allem wenn es wie in diesem Fall überhaupt nicht zutrifft