laut.de-Kritik
Zum 40. Geburtstag Mehrwert en masse.
Review von Manuel BergerEigentlich sollte man meinen, Steven Wilson hätte derzeit mehr als genug mit seinem eigenen, in Bälde erscheinenden Album "Hand. Cannot. Erase." zu tun. Trotzdem findet die Jethro Tull-Neuveröffentlichungsreihe ihre Fortsetzung. Diesmal: "WarChild". Passenderweise feiert dieses gerade 40. Geburtstag.
Tilgte Wilson beim vorangehenden "A Passion Play"-Remix für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Seele zugunsten moderner Klangtechniken, leidet die Musik bei "WarChild – The 40th Anniversary Edition" glücklicherweise nicht. Tatsächlich bietet sich die "haucht neues Leben ein"-Phrase an.
Der neue Mix entschlüsselt die komplexen Arrangements endgültig. Speziell die gerne untergehenden Tiefen – sprich vor allem der Bass – kommen hervorragend zur Geltung. Doch auch Höhen und Mitten sind insgesamt wesentlich klarer definiert als beim Originalrecording. So funktioniert ein Jodel-Walzer-Groove wie am Ende von "Ladies" gleich noch viel besser. Und in punkto 5.1. gibts eh kaum eine bessere Adresse als die des Porcupine Tree-Masterminds.
Natürlich klotzt das Paket auch wieder mit jeder Menge Bonusmaterial. Die zweite Scheibe beinhaltet neben dem absolut hörenswerten Bonusalbum "The Second Act" noch einige Orchesterarrangements. Diese entstanden im Zuge Ian Andersons Vorhaben "WarChild" in Filmform umzusetzen. Bis auf "Waltz Of The Angels" sind sämtliche dieser zehn Tracks bislang unveröffentlicht. Gut, dass sich das nun ändert. Denn auch hier finden sich einige wirklich grandiose Momente. Wilson veredelte diese natürlich auch mit Surroundsound.
Das mehr als umfangreiche Booklet liefert Hintergrundinformationen en masse. Neben einer ausführlichen Entstehungsgeschichte verfügt es über Erklärungen zu jedem einzelnen Song – auch zu denen des "Second Act" – kredenzt einen Auszug aus Andersons originalem Filmkonzept, ein Interview mit den Streichquartett-Damen Bridget Proctor und Kathy Thulborn sowie einen Erfahrungsbericht von Tull-Roadie David Morris. Obendrauf stapelt sich Videomaterial eines Fotoshootings plus Pressekonferenz in Montreux, das Ian Anderson amüsiert aus dem Off kommentiert.
Also: Fans schlagt zu. Wenn du "WarChild" bisher noch nicht in die Sammlung integriert hattest, aber Tull magst: Schlag zu. Ihr Geld ist die 40-Jahr-Feier auf jeden Fall wert. Und das Ziel, Mehrwert gegenüber der Standardversion zu bieten, wurde ebenfalls erreicht.
1 Kommentar mit einer Antwort
Mmmmm, reg mich das jetzt auf! Hab mir vor ein paar Monaten noch die remasterte Version von 2006 besorgt und bereue, das ich noch ein bisschen gewartet habe, schon allein der Bonustracks wegen.
Album an sich ist natürlich Klasse, "Sealion" und "Bungle in the Jungle" sind großartige Lieder.
Nehme ich gerne mit, habe zwar ebenfalls die Remastered, aber für den Mehrwert und das Gesamtpaket gebe ich gerne nochmal Geld aus. Zumal Tull eh meine Lieblingsband ist.