laut.de-Kritik
Melancholische Pop-Klänge und verzerrte Gitarren aus München.
Review von Giuliano Benassi"Jettison" bezeichnet auf Englisch unnötigen Ballast, der auf einem Schiff oder Flugzeug über Bord fliegt. Ein Name, der schon fast programmatisch scheint - warum sonst sollte sich eine aus München und Stuttgart stammende Band mit einem eher selten verwendeten Wort schmücken?
In der Tat beginnt ihr Debütalbum "Heat Wave" mit einfachen musikalischen Mitteln: Einer ruhigen E-Gitarre, einzelnen Klaviernoten und einem standfesten Schlagzeug, das die hohe, kühle Stimme von Sänger Thomas Hahn unterstützt. Erst gegen Ende kommt ein Verzerrer zum Einsatz und treibt die Lautstärke in die Höhe.
Der Opener "Avalanche" bewegt sich wie auch die folgenden Stücke in einer Grauzone zwischen poppigem, tanzbaren Rohmaterial und Gitarren, die eher als Krachmacher denn als begleitende Instrumente dienen. Eingestreute elektronische Klänge runden den manchmal etwas überzogenen, aber wirkungsvollen Sound ab. Die Arrangements wirken gut durchdacht, nichts scheint dem Zufall überlassen - was nicht weiter verwundert, entstand das Album doch im Laufe mehrerer Jahre Studioarbeit.
Auch in den zwei langsamen Stücken "Receiver" und "Surrender To The Sea" beweisen Jettison, dass sie ein gutes Ohr für entspannte, wenn auch etwas düstere Atmosphären besitzen. Ihre Stärke zeigen sie eher dort, wo sie leise beginnen und laut aufhören, wie etwa in "Avalanche", "All You Get", "Reach For Something To Break" oder "Aerospace". Lieder, die dem Publikum bei Liveauftritten ordentlich einheizen dürften.
"Heat Wave" enthält zwar weder Ohrwürmer noch Passagen, die den Hörer besonders aufhorchen lassen, es ist aber ein Album, das insgesamt einen positiven Eindruck hinterlässt. Auch wenn der Sound stellenweise etwas dick aufgetragen ist: Falls Jettison ihren Namen in Zukunft treuer interpretieren, könnten ihnen durchaus interessante Stücke gelingen.
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