laut.de-Kritik
Wuchtige Streicher-Arrangements mit Dancefloor-Appeal.
Review von Daniel Straub"Pop" nennt sich das inzwischen vierte Album jüngerer Zeitrechnung des bekennden Wagnerfans und NDW-Veteranen Joachim Witt. Anfangs noch müde als Altstar belächelt, gelang es Witt in den vergangenen Jahren, sich mit vergleichsweise unpeinlichen Veröffentlichungen wieder ins Gespräch zu bringen.
Damit hat er sich vor allem unter den Freunden dunkler Musik eine solide Fangemeinde erarbeitet. So ist "Pop" der passende Titel für das Album eines Künstlers, der endlich wieder dort angekommen ist, wo er hin möchte, und die damit verbundene Anerkennung in vollen Zügen genießt.
Ein Grund für den selbstzufriedenen Gestus, der aus jedem Ton von "Pop" unmissverständlich spricht, mag Witts Label "Ventil" sein, das nun auch als Plattform für sein aktuelles Release dient. Hier hat er sich eine eigene Oase geschaffen, in der er entspannt und ohne Druck arbeiten kann. Dreizehn Songs haben schließlich die Hürde genommen und ihren Weg auf "Pop" gefunden, dessen Titel, so versichert Witt, durchaus einen ernst gemeinten Hintergrund hat.
Das Attribut 'poppig' verspricht bei Joachim Witt wie in der Vergangenheit eine Vorliebe für wuchtige, von üppigen Streichern getragene Arrangements, die immer wieder in teutonisch stampfende Rhythmen gepresst werden und ihren Dancefloor-Appeal manchmal gar zu plakativ vor sich her tragen. "Vorwärts" und "Fluch der Liebe" bedienen diese Schublade in Reinkultur.
Doch das ist nur die eine Seite des Joachim Witt. Die andere zeigt den gebürtigen Hamburger mit einem feinen Gespür für Melodien, die auf Anhieb im Ohr hängen bleiben. Bei Liedern wie "Für den Moment" oder "Später" geht das Album voll in seinem Titel auf, hat seine besten Phasen. Und selbst das Cover des Alexandra-Hits "Mein Freund der Baum" darf sich zu Gute halten, das Original weit hinter sich zu lassen.
Unterm Strich wandelt Joachim Witt mit "Pop" auf sicheren Pfaden. Seine Fans werden das Album dankend aufnehmen, und wer bisher mit seinem 'Spätwerk' nichts anfangen konnte, der muss jetzt auch nicht gleich in den Plattenladen rennen. Bei Freunden von Wolfsheim und Deine Lakaien darf sich "Pop" aber mit Sicherheit gut aufgehoben fühlen.
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