laut.de-Kritik
Sag mir, wo die Melodien sind! Wo sind sie geblieben?
Review von Veronika AchatzDie gute Nachricht zuerst: Johnossi haben noch immer ein Händchen für packende Texte. Johns verzerrte Akustikgitarre und Ossis virtuoses Getrommel vertonen traurige Schicksale gescheiterter Individuen wie das des schwermütigen "Bobby". Nicht umsonst zeigt der grün-schwarze Monochrom-Monitor, auch 'Cover' genannt, ein menschliches Herz.
"Train Song" versucht mit verspielten 'Ich tu dir nix'-Synthies (Johnossi und Synthies?) über makabren Serienmörder-Witz hinwegzutäuschen. "SHE'S DEAD IN HER HOUSE!" brüllt einem John ins Ohr. "A chainsaw is nice, it's a healthy tool, or perhaps a good old-fashioned drowning in the garden pool" Huch! Der Song strotzt nur so vor Dramatik. Schockwirkung inklusive. Und bleibt deshalb leider auch einer der wenigen Tracks auf "All They Ever Wanted", den man im Gedächtnis behält.
Womit wir auch schon bei den schlechten Nachrichten wären: "Wir sind zwar jetzt auf 'nem Major, aber Popsongs machen wir nicht", scheinen einem Tracks wie der Titelsong "All They Ever Wanted" entgegenzuschreien: Low-fi bis zum Geht-nicht-mehr produziert, klingt er seltsam unfertig und mehr nach Demo als nach zweitem Studioalbum. "In The Mystery Time Of Cold & Rain" bleibt dann auch die einzige Ballade auf einem Album, das kompromisslos Johnossis härtere Seite demonstriert.
Außerdem geht Johns Michael Stipe sound-a-like-Organ bisweilen auf die Nerven. Zu zahlreich sind die Momente, in denen sich seine Stimme überschlägt, in denen er schreit, bis er heiser ist, in denen er schlicht und einfach zu viel Krach macht.
Hauptsache laut. Ein Attribut, das John und Ossi auf "All They Ever Wanted" in jeder Hinsicht glorifizieren. "Ich spiele inzwischen schon mit vier Amps", freut sich John. Prima! Lautstärke ist sicherlich beachtlich, wenn man bedenkt, dass da nur zwei Leute am Werk sind. Aber mal ehrlich: Kann das denn wirklich alles sein? Verdammt noch mal, was ist währenddessen aus den melodischen Meisterwerken vom Debütalbum geworden?
Was ist aus dem jugendlichen Übermut, dem himmelhoch Jauchzenden, dem famos Zügellosen geworden, das ein "Man Must Dance" oder ein "Rescue Team" so einzigartig machte? Das, was das selbstbetitelte Debüt auszeichnete, hat unter dem Aufbau des düsteren Rumpelband-Images, der Perfektion des Dirty-Rocks, der Etablierung der 'Lieber ganz weit weg vom Mainstream'-Attitüde gelitten.
Und so lässt "All They Ever Wanted" leider die großen Johnossi-Melodien vermissen. Die zehn Tracks poltern erschreckend unspektakulär dahin, ohne sich sonderlich lange im Gehörgang festzusetzen. Als Fan der großartigen ersten Platte wird man eine winzige Träne in sein Kissen weinen. Wieder eine Lieblingsband an das böse zweite Album verloren.
25 Kommentare
Folks, es ist mal wieder soweit! Ordentliche Mucke aus dem hohen Norden.
1. 18 Karat Gold
2. Party with My Pain (http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseacti…) (Hochinteressant...)
3. Send More Money
4. Train Song
5. In The Mystery Time of Cold and Rain
6. Zeppelin
7. Bobby
8. All They Ever Wanted
9. Up In The Air
10. Lie Lie Die
Hier (http://www.johnossi.com) kann man sich in der Sparte 'Music' noch ein paar andere Songs anhören (absolut vorbildlich, 1+ mit Sternchen! )
Weil ich vom Debüt sehr angetan war, habe ich jetzt auch mal gleich den Nachfolger bestellt, sollte wohl in zwei Tagen bei mir einschlagen. Vllt war jemand schneller und kann bereits detaillierte Eindrücke zum Besten geben?
Ich hab die Scheibe seit Samstag, und bin sehr begeistert.
"Train Song", "All They Ever Wanted" und "Upn In The Air" haben augenblicklich Einzug auf meiner Party-Playlist gehalten.
Einfach fantastisch, die Herren John und Ossi, und bei dem Album kann man sich nur auf die anstehende Konzerttour freuen! Also: Texte lernen und abgehen!!!!
auf der ersten platte fand ich grad mal ein oder vielleicht noch zwei songs ok. weiß nicht, ob die sich steigern konnten....
Thread- Grabräuber am Werk.
Songs sind nicht nur gut, sondern werden nach einem Johnossi- Konzert auch alle automatisch noch mal n Zacken geiler. Man nehme sich da mal "Bobby" vor, das hämmert live unfassbar los. Genial!
18 Karat Gold!!!!
Wow, 18 Karat Gold erinnert mich an all das, was Two Gallants zu so einer unfassbar großartigen Band macht. Die Review lässt mich ziemlich heiss auf das Album werden "Low-fi bis zum Geht-nicht-mehr produziert", "Zu zahlreich sind die Momente, in denen sich seine Stimme überschlägt, in denen er schreit, bis er heiser ist, in denen er schlicht und einfach zu viel Krach macht."
Sind genau die Punkte, die mir das letzte Two Gallants Album fast vermiest haben, weil sie fehlten! Werde mir die Johnossi Scheibe wohl zulegen.