laut.de-Kritik
Psychedelic Rock im Cowboy-Groove.
Review von Martin MengeleAbgesehen von schimmligen Socken wurde aus der Schublade Psychedelic Rock in letzter Zeit nicht mehr viel an Land gezogen. Ob Josiah da eine Ausnahme machen können? Tempomäßig lässt "And Time Melts Down" zunächst kein Beschleunigungsmittel aus. Fronter Mat Bethancourt hat seine Stimmbänder geschmeidig auf Ozzy getrimmt, die Saiteninstrumente folgen dem Prinzip "How low can you go?". Was soll da eigentlich noch schief gehen?
Irgendwie ist doch der Wurm drin, wenn die Zeit mit ätzend in die Länge gezogenen Riffs an meinen Boxen herabschmilzt, wie ein Laib Käse über dem Raclettegrill. Der trashige Gesang bei "Saturnalia" bringt dann nur noch ein Schmunzeln hervor. Es genügt eben nicht, ausgiebig mit Magic-Mushroom-Symbolik umher zu schmeißen. Bei solcher Gitarrenarbeit im Fundament muss man natürliche Halluzinogene in jeder Faser des Körpers tragen. Die Jungs klingen aber wie auf Rotbäckchen.
Normalerweise schreibt besagter Bethancourt bei Josiah die Songs. Wenn dagegen Basser Sie Beasley mit seinem "Black Country Wisdom" einschreitet ("Malpaso"), wirken die Arrangements mehr nach außerirdisch guten Freakouts, als nach unplanmäßigem Verlust der Realität. Der Mangel liegt dann eigentlich nur noch in der Produktion. Da waren eben keine erfahrenen Leute am Start. Oder kennt jemand P. Warrener? Einzig ein Chris Goss wäre in der Lage gewesen, diesem Dreier kräftig Chili in den Po zu blasen, um dieses zeitweilig leidenschaftslose Geschrammel etwas aufzuwerten.
Es wäre auch nicht nötig gewesen, den schäbigen Backgroundgesang nach einem schier endlosen Wahwah-Rodeo am Ende von "Black Maria" nochmals einsetzen zu lassen. Ich habe nach 30 Sekunden schon kapiert, dass Maria ziemlich evil sein muss. Und ich fühle mich dabei schwer an Monster Magnets "Black Mastermind" erinnert, was trotz des Diebstahls als Kompliment gewertet werden kann.
Das klare Highlight bildet die Country-Ballade "Gone Like Tomorrow", die ne gute Portion Soul zu bieten hat. Trotz leichthändigem Sinn für den Cowboy-Groove, ist sie viel zu kurz geraten. Vielleicht sollten die Josiah-Jungs einfach ihre Verzerrer und Effektgeräte zum Fenster rauswerfen und auf Akustikklampfen ins Folknirwana reiten. Aber ob dort die Socken vor Schimmel sicher sind?
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