laut.de-Kritik
Greift hemmungslos in jede verkaufsfördernde Schublade.
Review von Dani FrommAha, "Les Frères Existent Encore". Hier legt jemand Wert auf die Feststellung, dass der Erfolg des Debüts "La Good Life" keine Eintagsfliege war. K-Maro setzt dafür auf das bewährte Rezept: Gitarren verbreiten Latino-Flair, R'n'B-lastiger Hip Hop, eine ordentliche Portion Pop und zuweilen satte Bässe aus der Dancehall verbinden sich mit orientalischen Elementen zu eingängigem Sound, der die Tanzfläche zwar nicht unbedingt rockt, wohl aber in Bewegung halten sollte.
Ein paar Rock-Gitarren hier, ein wenig G-Unit-Appeal da, alles reichlich überzuckert mit Synthie-Handclaps ... klingeltontauglich präsentiert sich das Ergebnis allemal. Kein Wunder, greift K-Maro doch hemmungslos in wirklich jede ansatzweise verkaufsfördernde Schublade und schreckt auch vor Zitaten aus Genesis' "Land Of Confusion" nicht zurück ("Nouveau Millenaire") - eine Form der Dreistigkeit, die mich zugegebenermaßen erheblich amüsiert.
Weniger begeistert das dumpfe Bedienen sämtlicher Klischees. Da wird der rehäugige Gentleman-Gangster herausgekehrt: Edler Anzug, darin der harte, tätowierte Bösewicht, aber selbstverständlich mit gaaanz weichem Kern. Och, nee. Das hatten wir doch wahrhaftig schon oft genug.
Ein Blick auf die Songtitel genügt, um die immer gleiche Geschichte zu erzählen: "K.M.A.R.O." ist "The Greatest", versteht sich von selbst. Sein Label "K.P.O.N.E. Inc." macht aus ihm im "Nouveau Millenaire" einen "Million Dollar Boy", der dann - "Dirty"! Huch! - im "Strip Club" seine "Gangsta Party" abfeiert. Für die Mädels - so sie denn mit einem hübschen Gesicht und einem netten Arsch gesegnet sind - gilt natürlich die Aufforderung "Juss Shake", bevor man sie dann "Nice & Slow" 'rumgekriegt hat und ihnen ein paar Süßholzlügen, verpackt als "Histoires De Luv", auftischen kann. Das alles ist hot, sexy, dirtydirty, nastynasty - und stinklangweilig.
Richtig geärgert habe ich mich allerdings über die durchgehend abgedroschenen Hooks und Backgroundgesänge: "Normaler" geht's ja wohl nicht. Tatsächlich investiert hier niemand auch nur einen Hauch Originalität oder Kreativität. Frauen werden in genau der gleichen Weise benutzt wie die Bikinischönheit im Booklet: als billiges Dekorationsmaterial.
Dabei hat K-Maro durchaus Potenzial: Die babylonische Sprachverwirrung aus Französisch und Englisch wirkt erfreulich anders und gerade deswegen charmant, zumal man französischen Rap sowieso gar nicht hoch genug schätzen kann. K-Maros heisere Flows sind im Prinzip nicht übel.
Vergleiche mit Ja Rule liegen auf der Hand. Genau wie Mr. Murder Inc. beherrscht K-Maro einen einzigen Stil, den er auf Albumlänge ausbreitet, ohne je wirklich durchzustarten. Das raubkatzenartige Anschleichen klappt ganz gut - leider verhungert der Tiger regelmäßig vor dem Sprung. Letztlich bleibt doch nur den Eindruck einer saft- und kraftlosen Ausgabe von Sean Paul.
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