laut.de-Kritik
Dem Tod Geweihte leben länger. Leider.
Review von Daniel StraubLange bevor Rammstein den Amerikanern mit ihrem Teutonen-Rock tüchtig den Kopf wuschen, waren KMFDM mit ungefähr dem selben Konzept jenseits des Atlantiks schon recht populär. Auch sie hatten alles, was eine deutsche Band braucht, um in den USA erfolgreich zu sein: ein akzentdurchwachsenes Englisch, eine Vorliebe für eine martialische Ästhetik, sowie ein kleines Geheimnis, an welchem sich dann ganze Kohorten von Musikjournalisten abarbeiten konnten. Doch die Zeiten, da KMFDM die Musikpresse schwer beschäftigten, sind lange vorbei. Ihr Englisch ist nach Jahren in den USA gut, das Geheimnis, was es mit der kryptischen Abkürzung auf sich habe, ist schon lange gelöst bzw. beschäftigt nur noch Haarspalter. Bleibt die martialische Ästhetik, die auch das neueste Werk "Attak" unschwer als KMFDM Veröffentlichung erkennen lässt.
Wem es am Cover noch nicht aufgefallen war, der würde spätestens durch den Inhalt eine lehrreiche Lektion erhalten. Fett dreinknüppelnder Electro-Crossover vom ersten bis zum letzten Stück. Das ist mit Sicherheit nicht neu. Damit hatten sie vor zehn Jahren schon Erfolg, als ihr Hit "Godlike" die Indie-Clubs rockte. Eine Dekade später klingt "Attak" zwar wie aus einem Guss, aber auch schon beim ersten Anhören viel zu angestaubt (was auch bei mehrmaligem Hören nicht einer jugendlichen Frische weichen möchte).
Zugegeben: nach den letzten Alben von KMFDM wirkt "Attak" direkt wie eine Befreiung. Die alten Fans werden die Scheibe mögen, weil sie alt klingt. Alle anderen werden wohl ihre Finger von dieser Platte lassen, da es sich so verhält wie eh und je: kennst du ein Stück von KMFDM, kennst du alle. Da wirkt der lateinische Gruss, der sich in der Mitte des Booklets wieder findet und den die Gladiatoren im antiken Rom dem Herrscher entgegenbrachten, bevor sie sich zu dessen Vergnügen kunstvoll zerstückelten, beinahe wie eine schöne Prophezeiung: "Morituri te salutant!". Na hoffentlich.
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