laut.de-Kritik
Lederjacken-Poprock mit zerbrechlichen Momenten.
Review von Philipp Kause"Slow Burner" nennt man Songs, die sich nicht gleich beim ersten Hören in ihrer vollen Pracht offenbaren. Dies trifft auch auf "Wax" von KT Tunstall zu. Die Schottin achtet auf Kleinigkeiten. Sowohl die Texte als auch die Instrumentierung bergen viele gute Ideen.
"Wax" liefert zerbrechlichen Akustik-Rock wie man ihn von Amanda Marshall, Aimee Mann oder Paula Cole kennt und addiert hier und da punkige Gitarrenakkorde. "The Night That Bowie Died" hat entgegen des Titels nichts mit Bowies Tod zu tun, sondern dient nur als Kulisse für eine Begebenheit, die zeitgleich in jener Nacht passiert. "The Mountain" ist ein echter Höhepunkt: "I'm counting on you coming by / Are you ever find me on the mountain / where the ground is welcoming the sky / there's a paradise in the loneliness / but I'm counting on you in paradise." Wow, was für ein schöner Text.
Auf "In This Body" nutzt KT Verzerreffekte, in "Poison" rückt sie Unschuld und Verletzlichkeit in den Mittelpunkt: "Death of a virgin part of me", stöhnt und seufzt sie. "Dark Side" ist eine dröhnende Rockballade mit langem Instrumentalteil. "Scream like a siren", keucht Tunstall hier, darauf folgt eine passende Schrei-Imitation aus dem Synthesizer. Die Jethro Tull-Flöte verleiht dem Sound eine Folk-Note.
Auf "The River" erklimmt sie manche Tonhöhe nicht. Die platte Mainstream-Anbiederung im Sound schmälert das Vergnügen weiter. In "Human Being" ist die Tonfolge dann offensichtlich zu tief für die Sängerin. Dabei bietet der Song mit viel Hi-Hat, Bass-Drum, Synthesizern und sich fiebrig überschlagenden Gitarren eine mitreißende Dramatik. KTs verträumte, atmende Passagen fügen sich hier stimmig ein.
Dennoch erweckt KT Tunstall den Eindruck, dass die Heldinnen ihrer Liebessongs die Sorte Beziehungen führen, bei denen mindestens eine(r) immer das Kind sein muss. Diese Haltung irritiert, passt sie doch gar nicht zum Lederjacken-Ambiente der Instrumentierung, den teilweise harten Gitarrenriffs und dem explosiven Charakter vieler Hooks. In vielen Refrains versucht sie auch recht plötzlich ins Energische umzuschlagen, der alte Etheridge-Trick sozusagen. Ähnlich wie die schrammelige Abmischung mancher Songs ein Detail, dass den Gesamteindruck der Platte trübt.
2 Kommentare
Lese irgendwie jedes Mal "KT Uninstall". Ein Omen?
Mit Abstand ihr bestes Album.