laut.de-Kritik
Der große Wurf, das Ding, eine Platte wie ein Monument.
Review von Stefan FriedrichIch weiß, wir haben gerade mal Mitte Januar, aber ich bin mir absolut sicher. Diese Platte wird auch am Ende des Jahres unter meinen persönlichen Top 10 sein, und nicht nur unter meinen. Denn Kantes "Zweilicht" ist ein grandioses Album, der große Wurf, das Ding, eine Platte wie ein Monument. Und ich hoffe, ihnen gelingt damit auch der kommerzielle Durchbruch.
"Im ersten Licht" klingt nach Erwachen neben einer geliebten Person, die man, weil sie nahe ist und gleichzeitig fremd, nur bedingt verstehen kann. Melancholie macht sich breit und "...nur ein stiller Schmerz bleibt zurück in meinem Herz." Streicher verstärken im Hintergrund diese Stimmung. "Die Summe Der Einzelnen Teile" ist der (kleine) Singlehit des Albums und mit 4:52 Minuten auch der einzig - von der Länge her - radiotaugliche. Denn ansonsten dehnen Kante ihre Songs schon mal auf acht oder mehr Minuten aus. So wie in "Itouri", meinem persönlichen Favoriten auf "Zweilicht". Bläser & Chorsamples, trotzdem ist "Itouri" 100% Rock. Kantes Gespür für entwaffnend schöne Melodien kommt hier am besten zum Ausdruck, "Itouri" frisst sich durch die Gehörgänge ins Hirn und mein Finger wandert wie von alleine zur Repeat-Taste.
Danach der Bruch. "Best Of Both Worlds" kommt mit Piano und Klarinette daher und ausnahmsweise muss ich den Labelinfos recht geben, der Song befindet sich "irgendwo zwischen Duke Ellington und Johannes Brahms". Das Titelstück "Zweilicht" im Anschluss daran taucht wieder tief in melancholische Gefilde ab. "Kein Tag, der die Wunden zu heilen vermag / Uns bleibt ein Versprechen, uns nicht zu verlieren." Das könnte von Blumfeld sein und da kommt Kante-Chefdenker Peter Thiessen auch her. Überhaupt scheinen Blumfeld gelegentlich durch, Kante haben mit diesem Album allerdings einen Status an Eigenständigkeit erreicht, der sie von jeglichen Plagiatsvorwürfen freispricht. Mehr noch, Blumfeld & Co dürften arge Probleme bekommen, die von Kante sehr hoch gelegte Latte zu erreichen.
Am Ende "My Love Is Still Untold", es gibt nichts mehr zu sagen und viel mehr kann der Zuhörer auch nicht aufnehmen, denn "Zweilicht" ist kein einfaches Album. Jazzige Bläser a la Tied & Tickled Trio oder auch Notwist legen sich sanft und beruhigend über die Gitarre und ein letztes Mal steht die Melancholie im Mittelpunkt.
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