laut.de-Kritik
Bissige Klänge aus dem Haifisch-Becken.
Review von Daniel StraubDas Dutzend ist voll. Seit 1997 lädt das niederländische Konkurrent-Label Alternative Bands zu einer Jamsession ins Studio ein. "In The Fishtank"-sind die Releases der spontanen Sessions überschrieben, bei denen sich schon Größen wie Sonic Youth, Tortoise, Motorpsycho oder Nomeansno im akustischen Aquarium blicken ließen. Für das zwölfte "In The Fishtank"-Release fiel die Wahl auf das amerikanische Trio Karate, das seiner Session einen ungewöhnlich politischen Anstrich verpasst.
Nicht ganz zufällig ziert deshalb wohl ein Hai das Cover zu "In The Fishtank 12". Angriffslustig geben sich Karate von Beginn an und überraschen mit einer ganzen Reihe von Coverversionen, die sie als Kommentar zur gegenwärtigen politisch-unbefriedigenden Situation in ihrem Heimatland gedeutet haben möchten. Direkt und ohne Umschweife wie die Lyrics auf "In The Fishtank 12" präsentieren Karate sich auch in Bezug auf ihre Musik.
Normalerweise minutenlangen Sound-Improvisationen und Klang-Modulationen verschrieben, wie sie für die amerikanische Post-Rock-Szene typisch sind, rocken Karate hier mit viel Groove drauf los und zeigen mit ihren acht Songs die Zähne. Da passt Bob Dylans Song "Tears Of Rage" natürlich gut. Erschreckend gut ist man versucht hinzuzufügen, schließlich sind seit der Veröffentlichung beinahe 30 Jahre ins Land gegangen.
Angesichts vier weiterer Jahre Bush und einer noch lange nachwirkenden konservativen Revolution in den USA vertrauen Karate jedoch auf die Wirkung eines drastischen Kommentars und lassen intellektuelle Nischenspielereien sein. "In The Fishtank 12" ist eine Platte, die auf Emotionen mit Message setzt und kopflastiger Hirnakrobatik eine eindeutige Absage erteilt. So steht neben Bob Dylan auch Punk-Ikone Mike Watt, Basser bei The Minuteman, auf der Coverliste von Karate.
Den bissigsten Moment auf "In The Fishtank 12" beschwören Karate jedoch mit dem Song "Need A Job" aus der Feder der Washingtoner Band Beefeater herauf, denn was hier anklingt, ist nicht weniger als fundamentale Systemkritik. Mit der zwölften Auflage der beliebten Reihe sind nun auch die Musiker aus ihrem gemütlichen Elfenbeinturm vertrieben worden und müssen der harten politischen Realität ins Auge sehen. Da darf man gespannt sein, wer als nächstes in den Fishtank taucht.
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