laut.de-Kritik
Zu viele Zutaten, noch mehr Köche ...
Review von Alexander CordasIm Nordwesten von Slowenien fließt ein Wildwasserfluss, der weithin unter dem Namen Soca bekannt ist. Dass Soca als karibischer Musikstil in den sonnigen Gefilden hauptsächlich zur Karnevalszeit auf der Bildfläche erscheint, ist wohl eher wenigen Leuten bewusst. Kevin Lyttle von der Insel St. Vincent möchte mit seinem selbstbetitelten Debüt jetzt den Überraschungserfolg der Single "Turn Me On" bestätigen. Da blüht heftigstes Popowackeln!
"Turn Me On" ist immerhin schon über zwei Jahre alt und musste erst diverse Umwege nehmen, bevor der smarte Kevin auch in Europa mit seinem Smash-Hit Anerkennung fand. Dass das tanzende Volk nach einem vollständigen Album dürstet, hat Lyttle begriffen. 13 Mal (+ Remix) versucht er, sonniges Flair in die deutschen Wohnzimmer und Clubs zu zaubern. Die stets nach Sommerhits dürstenden Deutschen sind oft dankbare Opfer, aber ob Kevin wirklich die Caipirinhas an der Theke in Schwingungen versetzt, ist eher zweifelhaft.
Dass bei Lyttle nicht alles so geschmeidig rüber kommt, wie man es nach dem Video zu "Turn Me On" erwarten könnte, liegt weniger an ihm selbst. Souverän schmachtet und groovt er sich durch die Songs. Vielmehr scheitert das Album an den ganz offensichtlichen Ambitionen der Produzenten, die aus ihm einen softeren Sean Paul oder exotischen R. Kelly machen wollen. Die karibische Würze der Musik, die eigene Note des Künstlers bleibt leider meist außen vor.
Zudem rührten die Verantwortlichen mit "Sign Your Name" von Terence Trent D'Arby eine mehr als überflüssige Coverversion unter, die lediglich eins zu eins das Alte erneut erzählt. "I Got It" stibitzt ganz ungeniert von Diana Ross' "Upside Down". "Lasst mich lieber erst mal fertig kochen, bevor ich zu viele Sachen in den Topf werfe" meint Lyttle selbst, aber genau das blieb ein frommer Wunsch. Zu viele Zutaten, noch mehr Köche. Das Resultat: leicht verdorbener Soca-Brei.
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