laut.de-Kritik
He's got the Bauer.
Review von Markus BrandstetterDass Hank Moody irgendwann Musik machen würde, war abzusehen. Und auch Captain Jack Sparrow sieht nicht umsonst Onkel Keef überraschend ähnlich. John McClane? Nicht nur harter Typ, sondern auch gute Bluesharp-Soli in den 1980ern. Und jetzt Jack Bauer schon wieder – oder sollen wir sagen US-Präsident Thomas Kirkman?
So, die Vergleiche mit den TV-Rollen wären hiermit durchgekaut, zum Wesentlichen: Kiefer Sutherland hat sein zweites Album aufgenommen und nennt sich darauf nur Kiefer, so viele Kiefers gibt es schließlich nicht. Wenn wir Kiefer hören, denken wir an ihn, diesen agreeable Typen, mit dem wir auf dem Bildschirm schon so oft mitgefiebert haben. "Reckless & Me" ist wenig überraschend eine Country-Rock-Platte geworden, produziert von Kiefers musikalischem Intimus Jude Cole.
Sutherland bewegt sich im Americana-Kosmos, hat den Blues gelernt, weiß um Instrumentierung, Timbre und Themen. "Reckless & Me" grast den thematischen Pantheon des Genres konsequent ab, ist manchmal beschwingt, manchmal nachdenklich, manchmal sentimental. Mit "Open Road" eröffnet Kiefer den Reigen mit einer astreinen Country-Ballade. Das steht ihm gut, seine Stimme ist etwas rau, aber nicht übertrieben, dabei durchaus charismatisch.
Es geht um Motels, offene Straßen und ums Autofahren. Kurz darauf setzen Drums und E-Gitarre ein, alles auf Hochglanz-Nashville produziert. Auch das nächste Stück "Something You Love" belegt Sutherlands Talent für eingängige, substanzielle Stücke. Die Platte ist ein eingängiges, autoradiofreundliches Album mit Songs über die Liebe und motorisierte Vehikel: "And it doesn't matter what we do or where we are / ridin' horses in the country or sleepin' under stars / sometimes I push and you pull on the denim / and the seams Baby / you and me are like a faded pair of blue jeans".
Die Motive sind klar abgesteckt: "Town to town, place to place / I feel the lights upon my face / A hundred miles left to go / I pray to God it doesn't snow. "Blame It On The Snow" ist astreiner Bar-Country, bei "This Is How It's Done" groovt die Orgel, ehe der Wechselbass im 2/4-Takt ordentlich nach vorne treibt und Sutherland über seinen ersten Whiskey reminisziert. Am Ende gibt's ein sentimentales Lullaby für die Tochter: "You'll always be my little girl".
Kiefer Sutherland und sein Produzent beherrschen ihr Handwerk und legen mit "Reckless & Me" eine durchaus abwechlungsreiche Countryplatte vor. Die "singender Schauspieler"-Vergleiche muss man daher beiseite legen, denn der 52-Jährige macht auch als Musiker eine gute Figur.
1 Kommentar
"Stompin' to the music with a cold one in my hand"
Auf was man in Corona-Zeiten alles stößt... Das erwartete Fremdschämen stellt sich beim singenden Jack Bauer nicht ein, naja, vielleicht bei der Schnulze für seine Tochter.
Während er generell gerne irgendwen balls-to-the-wall-Style im TV abknallt, fährt Sutherland hier leicht eingängigen Country-Folk-Pop auf - teils mit überraschend hartnäckigem Ohrwurmcharakter. Beides gilt auch für den Vorgänger.
Reckless hatte beim Download übrigens gleich eine "Live in Berlin"-Bonus-Platte dabei. Selbst auf der Bühne kommt Sutherland recht souverän rüber und wirkt ganz sympathisch bei den Stories zu den Songs.
Mal sehen, was Corona noch so zu Tage fördert...