laut.de-Kritik
Plattwalzen mit Maß und Stil.
Review von Eberhard Dobler"Deconstructing Self-Destruction" weckt sofort Erinnerungen an "Roots", bevor Troy Sanders im Mastodon-Duktus das Heft an sich reißt, Schreihals Max Cavalera den Bogen zum Anfang schlägt, und sich Greg Puciatos brachial geschultes Gesangsorgan durchsetzt. Die erste Single und zugleich der Opener des Zweitlings der Metal-Supergroup gelingt ähnlich beeindruckend wie "Wings Of Feather And Wax" auf dem vielgelobten Debüt.
Eine Wahnsinnsnummer, in der schon viel dessen drin steckt, was Killer Be Killed ausmacht, und - viel wichtiger -, was man von einem solchen Line-up erwarten darf: Die drei Szenegrößen erfinden sich nicht neu. Ihre Skills erscheinen aber in einem anderen Licht. Und ein Drummer wie Ben Koller (u.a Converge) gewährleistet, dass der Output das technische Level der mächtigen Hauptbands mindestens hält.
Puciato bildet hier die Brücke zwischen Sanders hymnisch angelegten Melodien und Cavaleras Growls - er kann beides. Gut zu hören in der dritten Auskopplung "Inner Calm From Outer Storms". Puciato bleibt auch der Zuständige für die schnellen, keifenden Vocalpassagen (etwa beim Hardcore/Punk-Metal "Filthy Vagabond"). In seiner Varianz und der Fähigkeit, anspruchsvollere Gesangspassagen auf den Punkt zu bringen, ähnelt er Mike Patton.
Wer bei Killer Be Killeds zweiter Scheibe nun ausschließlich auf Fast Food für den Nacken hofft, wird enttäuscht. Zum Glück. Selbstverständlich braucht es gut trainierte Nackenmuskeln. Doch der Ideenreichtum zeitigt ein Album, das eine längere Halbwertszeit besitzt als durchschnittliche Genreknüppel für durchsoffene Abende. Dafür steht beispielsweise "Left Of Center", dieser Knaller atmet den harten, unwiderstehlichen Sludgegroove Mastodons - schön, Cavalera und Puciato mal in diesem Kontext zu hören.
Im Vorfeld der Albumveröffentlichung hatte Cavalera, der Killer Be Killed gemeinsam mit Puciato 2011 aus der Taufe hob, berichtet, dass Sanders diesmal stärker ins Songwriting involviert sei. Sanders Handschrift hört man auch auf der längsten Nummer des Albums heraus: "From A Crowded Home Wound" walzt über sieben Minuten zwischen dunkler Meditation und gewalttätigen Ausbrüchen ihrem Ende entgegen.
Den Vogel schießt danach "The Great Purge" ab: Die mit Stimmeffekten und Loops unterfütterte Nummer zieht sich einem aufwühlenden Fiebertraum gleich dahin. Zum Matteschwenken taugt derlei trotz eines High Speed-plus-Breakdown-Endes kaum. Die hymnisch angelegte, zweite Single "Dream Gone Bad" ist dagegen schon leicht bekömmliche Kost. Daneben hört man Metalcore/Thrash-Bretter wie "Dead Limbs" und zum Schluss tatsächlich noch das lange, von Streichern, Gitarren und Klavier getragene Intro des Titelsongs - näher am Goth-Metal waren Killer Be Killed noch nie.
Zwischen Aggression und Melodie zieht die Band sechs Jahre nach dem Debüt erneut alle Register des modernen Metals. Sollte es jemals zur Debatte stehen, diese Formation hierzulande live zu sehen, kann man getrost auch ein paar hundert Kilometer in Kauf nehmen.
1 Kommentar
Diese Platte werde ich mir definitiv die Tage als Schallplatte zulegen.
Man merkt in allen Passagen dass sich da richtige Ausnahme Musiker zusammen gerauft haben.
Vor allem die Passagen mit Troy Sanders haben es mir sehr angetan, denn ich liebe diese urige aus volle Lungen gesungene Art des Gesangs von Troy, was natürlich nicht bedeuten soll dass mir Cavaleras aggressiver Stil und Puciatos anspruchsvoller Stil nicht gefällt.
Auf den Punkt zu bringen, definitiv eine geile Platte die nicht nur grobes Geholze mit sich bringt sondern auch Tiefe und Abwechslung inne hat.