laut.de-Kritik

So kann es wahrlich nur im Keller der Hölle aussehen.

Review von

Nicht sehr geschmackvoll, eher verstörend ist das Bild des Covers des neuesten Killing Joke-Albums. Seltsame, widerliche Mischwesen hocken auf dem Boden und eines davon wird auch noch gesäugt. So kann es wahrlich nur im Keller der Hölle aussehen und von dort kommen auch die neun Songs der Scheibe.

Genauso räudig, dreckig und gemein wie das Cover, legt "This Tribal Antidote" los. Nicht nur der Song ist roh, auch die Produktion klingt verdammt ungeschliffen, fast schon unfertig und brutaler als alles, was jede Black Metal-Band je darzustellen versuchte. Kleine Fehler wie Feedbacks werden hier nicht ausgebessert, sondern bleiben einfach drin. Über allem thront Jaz Colemans dunkle, versoffene Stimme, die einem im Chorus "rejoice" (frohlocke) entgegen brüllt und allein durch die Brutalität den Ausruf ad absurdum leitet.

Der folgende Titeltrack übertreibt es dann aber doch, denn so dünn und rumpelig, wie der Song aus den Boxen hallt, geht das echt gar nicht. Bässe und Mitten sind irgendwo auf der Strecke geblieben. Die Nummer ist schneller und offenbart sogar vereinzelte Melodien, was nichts daran ändert, dass die Briten nach wie vor auf monotone, heftige Riffs setzen. Auch "Invocation" klingt nicht fetter, dafür schweben ein paar interessante Streichermelodien über den stumpfen Riffs und dem tribalartigen Drumming.

"Implosion" ist wieder ein Paradebeispiel an spartanischem Arrangement, aber allein die brutale Stimmgewalt von Coleman macht den Song zu einem irrwitzigen Strudel, der dich immer tiefer hinab zieht. Bis ins Fundament der Hölle eben, wo die Songs erbarmungslos auf dich einhämmern. Was hätte dieses Album für eine Durchschlagskraft, wenn nur der Sound druckvoller wäre. Für "Majestic" holt Jaz tatsächlich mal ein wenig Leim raus, um seine zerfetzten Stimmbänder kurzzeitig wieder zu flicken, doch lange hält dies nicht an.

"Walking With Gods" erscheint ebenfalls sehr spartanisch und mit seinen monotonen Sounds und Beats schon fast hypnotisch und tranceartig. Auf über acht Minuten muss man so einen Song aber dann doch nicht strecken. Dann doch lieber eine Endlosnummer wie "Lightbringer" die richtig abgeht. Das ist einfach brachiale Energie, die immer nur eine kurze Pause für den Refrain einlegt, um direkt danach wieder loszupreschen.

Fast schon handzahm nimmt sich dagegen "Judas Goat" aus, das zwar düster und bedrohlich klingt, in dem Coleman stellenweise aber mit fast sanfter Stimme seine Texte offenbart. Zum Abschluss kriecht noch "Gratitude" aus der dunkelsten Ecke des Kellers und erhebt sein hässliches Haupt. Eine etwas verfremdete, doch keineswegs brutal klingende Stimme schwebt über den zähen Klängen und erweckt im Chorus sogar den Eindruck von Melodie.

Räudig, dreckig und gemein sind die Worte, die "Hosannas Form The Basements Of Hell" am besten beschreiben. Wäre druckvoll ein weiteres, würde ich bedenkenlos die Höchstnote zücken. So bleibt es aber bei vier Zählern für ein bedrückendes und intensives Album.

Trackliste

  1. 1. This Tribal Antidote
  2. 2. Hosannas From The Basements Of Hell
  3. 3. Invocation
  4. 4. Implosion
  5. 5. Majestic
  6. 6. Walking With Gods
  7. 7. The Lightbringer
  8. 8. Judas Goat
  9. 9. Gratitude
  10. 10. Hosannas From The Basements Of Hell (Video)

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