laut.de-Kritik
Zwischen belangloser Beliebigkeit und liebevoller Leichtigkeit.
Review von Stefan JohannesbergWas eine afroamerikanische Sänger- und Songwriterin beim Danilo Häußler-Boxkampf verloren hatte, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der Plattenfirma. Kim Sanders' locker-flockiger Pop/Rock wirkte in der Faustkampfarena so fehl am Platz wie Stefan Raab oder Samantha Fox (Remember Promi-Keilerei). Zwar schrieb Kim schon Songs für die zum Teil besser boxenden Bro'Sis, doch ihre melancholische Musik schwebt nur ein paar Meter wolkenfreie Luftlinie entfernt von Kolleginnen wie Gabrielle oder Tracy Chapman. Zwei der anheizenden Stadionmugge vollkommen unverdächtige Künstlerinnen.
So setzt die ehemalige Culture Beat-Frontfrau wie Gabi und Tracy auf soulig rockigen Pop ganiert mit persönlichen Gefühlstexten. Zudem erinnert ihre Stimme in den vielen poppigen Momenten an Shania Twain. Wie die einstige Country-Königin balanciert Kim auf dem schmalen Grad zwischen belangloser Beliebigkeit und liebevoller Leichtigkeit. Während die Single "Something About You" mit Ohrwurmcharakter hoch hundert auffährt, verliert sich das nachfolgende, von einer Akustikklampfe getragene "Always Here Without You" im nebeligen Nebenbei. Kaum gehört, schon vergessen.
Ziehen sich jene poppigen Hooklines wie der berühmte rote Faden durch das gesamte Debüt der Sanders, wechselt das Beat-Fundament von Song zu Song. Auf "Out Of Line" sowie "Sunburned" geht's richtig rockig zur Sache, "Tricky" groovt funky im Midtempo-Bereich, und "You Don't Do Shit For Me" jagt im modernen R'n'B-Revier. Das selbstkritische "I Hate Myself" erinnert gar an En Vogue'sche Energieleistungen.
Zum Ende hin verdeutlicht Kim Sanders mit Tiefe und Besinnlichkeit noch mal eingehend, dass die auf Boxveranstaltungen geforderte Bombastblödheit ihre Sache absolut nicht ist. "Still You" bietet Balladeskes, und das abschließende "Release" entpuppt sich als deeper Akustik-Folk, in dem Kim ihren Emotionen über den Tod von Freudin Melanie Thornton poetisch freien Lauf lässt.
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