laut.de-Kritik
Feinripp, Pomade und reichlich Bingo Bongos - Grandios!
Review von Kai ButterweckReichlich Pomade im Haar, tätowiert bis unters Kinn und stets die Telecaster unterm Arm: In der Welt von King Cannons-Frontmann Luke Yeoward dreht sich alles um die Basics dessen, was vor vierzig Jahren gestandene Kerle wie Joe Strummer oder Bruce Springsteen zu ersten Erfolgen verhalf. Das klingt zwar zunächst nicht sonderlich innovativ, und es gibt auch wahrlich viele Dudes da draußen, die sich an ähnlichen Klängen erfreuen; aber so richtig "gefährlich" wurde eingangs erwähnten Heroen noch keiner.
Zu groß und zu mächtig schienen die Fußstapfen vom Boss und dem The Clash-Founder zu sein. Doch die sechs königlichen Kanonen sind nah dran; verdammt nah sogar. Bereits mit ihrer vor zwei Jahren erschienenen selbstbetitelten Debüt-EP versetzte die Combo Szene-Liebhaber in helle Aufruhr. Doch das war nur ein Appetizer. Mit "The Brightest Light" präsentiert das Sextett dieser Tage den Hauptgang, und der lässt jeden Rock'n'Roll-Fetischisten nach knapp fünfzig Minuten Spielzeit mit wohlgenährtem Bauche in die heimische Couch fallen.
"We're Gonna Stand Right Up, And Roll On Out / We're Moving Up, So Come On Down", fordert Luke im Opener "Stand Right Up". Es dauert keine halbe Minute, und die Füße fangen an unkontrolliert zu wippen. Lukes Reibeisen-Organ im Verbund mit straighter Gitarren-Hausmannskost und marschierender Hintergrund-Rhythmik machen ein Stillsitzen nahezu unmöglich. Man sieht die Sechs förmlich, eingezwängt in einem alten Chevi-Cabrio, die australischen Strandpromenaden entlang düsen.
Das folgende High End-Feinripp-Duo bestehend aus "Too Young" und dem Titeltrack hievt die King Cannons direkt in die Arenen. Peitschende Pianoläufe, Boogie-Blues-Klampfen und immer wieder eingestreute Karibik-Percussions: Die Mixtur aus gängigem Rock'n'Roll und Südsee-Rhythmen macht aus jedem heimischen Regentag eine 24-stündige Dauerparty. Hier jagt eine Hymne die nächste. "Shot To Kill", "The Cool Change", "On Your Own": die Liste an potentiellen Ohrwürmern ist lang. Es groovt und rockt an allen Ecken und Enden.
Zwischendurch wird auf Tracks wie "Call For Help", "Ride Again" oder mit der aufwühlenden Akustik-Ballade "Everyman's Tale" immer wieder punktuell für Entspannung gesorgt. Abwechslung wird bei dem Sechser groß geschrieben. Da kramt man auch gerne mal im staubigen Chuck Berry-Archiv ("131 Bop") oder lässt sich für drei Minuten Rastafari-Locken wachsen ("Charlie O").
"The Brightest Light" ist ein Album voller Leben. Es ist in erster Linie das Leben von Sänger Luke Yeoward, der von trister Fabrikarbeit singt und sich nichts sehnlicher wünscht, als irgendwann einmal seinen Halbtagsjob als LKW-Fahrer an den Nagel hängen zu können. Dieser Traum dürfte alsbald in Erfüllung gehen. Da lege ich meine Hand für ins Feuer.
3 Kommentare
Yeah. That's rock'n'roll!
Und in zwei Wochen kommt die neue Gaslight Anthem!!
Ich habe bisher noch nichts von der Band gehört, finde das Album aber wirklich super! 5*
Wer diesem Album weniger als 4 Sterne gibt, ist mir wirklich ein Rätsel! Für mich noch immer die Überraschung von 2012!