Klaus Hoffmann - " Ich Bin"

Schon der Auftakt von Klaus Hoffmanns neuem Album "Ich bin" macht klar, wohin die Reise gehen soll: geradeaus. Kein Schlenker, kein Seitenweg. Und warum auch? Das Ding läuft seit Jahrzehnten.

"Zurück Nach Berlin" hetzt ins Set, treibt sich mit stetig nach vorne schiebenden Streichern selbst voran und klingt wie das Porträt eines gehetzten Ichs, das unbedingt noch etwas erleben will, nur damit der Moment dann doch nie eintritt. Zumindest im Song. "Es Schneit" wirkt fast wie aus einem anderen Album herübergeweht. Groovige Drums, Gitarre, Piano – ein unaufdringlicher Weihnachtssong, der nicht in Zimt und Sentimentalität ertrinkt. Mit "Ich Bin - Hab Ich Gesagt" rückt Hoffmann wieder näher an den französischen Chanson. Er klingt befreiter, offener – und das tut dem Stück spürbar gut.

"Nicht Vorbei" zieht das Tempo wieder an, hier entsteht endlich so etwas wie ein Spannungsbogen. "Was Ich Von Dir Weiß" wird dann ruhig, balladesk und legt den Fokus komplett auf das Storytelling. Klaus Hoffmann bleibt auch 2025 kein gesanglicher Virtuose, aber er besitzt genug charakteristische Kanten, um unverwechselbar zu sein.

"Die Kinder Der Kriege" fährt anschließend die ganz große Geste: Gitarrensolo, Streicher, plötzlich bricht Hoffmann aus seiner Chanson-Komfortzone aus. Liedermacher-Mandala, aber eines von der besseren Sorte. Der Song will hoch hinaus, und erstmals löst die Platte diesen Anspruch auch ein. Bisher der stärkste Moment. Da stellt sich kurz die Frage: Warum nicht öfter so?

"Mein Bester Tag" klingt, als säße man in einer kleinen Bar, ein Gespräch läuft, im Hintergrund spielt eine unaufdringliche Band. Ein atmosphärisches Bild für das, was Hoffmanns Musik oft ist: leichtfüßig, angenehm, aber selten nachhaltig. "Malena" fügt sich bruchlos in dieses Bild. Spätestens ab "Jeder Weiß Warum" wird das Album dann leider spürbar repetitiv.

Erst "Ich Geh Auf Deinen Straßen", das Duett mit Reinhard Mey, sorgt wieder für Abwechslung , geht aber komplett nach hinten los. Es klingt nach Sonntagsmärchen, nach bemühtem Musical, nach vertontem Kinderhörspiel. Die gesprochenen Passagen, das Duett-Gesäusel – beides keine glücklichen Entscheidungen.

"Von Nun An" bleibt Füllmaterial, "Bist Du Bereit" hingegen reißt es zum Ende ein wenig heraus. Hier kommt Hoffmann stimmlich aus sich heraus, weniger genuschelt, mehr gesagt.

Unterm Strich ein Album mit ein paar wirklich starken Momenten, insgesamt jedoch zu viel gemütliches Geschrammel, zu viel Monotonie, zu viel selbstgewählte zweiter Reihe. Dabei liegt die erste Reihe für Hoffmann eigentlich längst bereit – sauber serviert, direkt auf dem Silbertablett.